Julius Posener Preis 2020
Der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Werkbundes, Julius Posener, lebte von 1904 bis 1996. Als Architekt, Architekturkritiker und Hochschullehrer betrachtete und vermittelte er Architektur immer im Kontext von politischen und gesellschaftlichen Fragen. Er war überzeugt, dass Architektur zu sozialen Verbesserungen beitragen kann und kritisierte rein stilistische Haltungen. Im Diskurs über den Umgang mit vorhandener Bausubstanz, vor allem der frühen Moderne, war er eine prägende Figur. Zu seinem 112. Geburtstag 2016 verlieh der Deutsche Werkbund Berlin gemeinsam mit der Universität der Künste Berlin das erste Mal einen mit 5 000 Euro dotierten Preis, der Julius Posener gewidmet ist. Er ehrt Persönlichkeiten, die sich besonders mit dem Zusammenhang von Bestehendem und heutiger sowie zukünftiger Gestaltung auseinandersetzen, und sich öffentlich engagieren, Stellung beziehen und Architektur und Stadt zusammen mit ihrer Wirkung auf den Menschen betrachten. Den Julius Posener Preis 2020 verlieh die Jury Anfang August an Annemarie Jaeggi. Als Direktorin des Bauhaus-Archivs / Museum für Gestaltung Berlin setzt Jaeggi sich seit 2003 für eine zeitgemäße Architekturvermittlung und -erforschung sowie einen respektvollen Umgang mit den Nachlässen verschiedener Bauhaus-Familien ein. Besonders das „Open Archive: Walter Gropius“, die Onlinesammlung des Museums, stärkte den international einzigartigen Archivstandort. Ebenso wie Posener beschäftigt sich die Kunsthistorikerin und Kuratorin unter anderem mit der Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Mit verschiedenen Publikationen, ihrer Lehrtätigkeit an der Technischen Universität Berlin und an der Accademia di Architettura in Mendrisio sowie mit ihrer Mitarbeit in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien mischt sie sich, ganz im Sinne Poseners, ideologiefrei in den öffentlichen Architekturdiskurs.