ZOM II, Universitätsklinikum Düsseldorf

Kreuzungsfreies Krankenhaus
ZOM II, Düsseldorf

Das Zentrum für Operative Medizin (ZOM) II ist nicht nur das neue Notfallzentrum des Düsseldorfer Universitätsklinikums, es stellt auch baulich die neue Mitte des riesigen, campusartigen Areals dar. Markant an ihm sind seine klare „Ordnung der Systeme“ und die bauliche Synthese von Wohlfühlen und Funktionalität.

Als das heutige Düsseldorfer Universitätsklinikum 1907 gegründet wurde, galt die neue „städtische Krankenanstalt“ als sehr fortschrittlich, da sie pavillonartig auf einer 40 ha großen Fläche angelegt war, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Schließlich kannte man damals noch nicht die Infektionswege von Krankheiten wie der Tuberkulose. In den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges wurden zahlreiche Bauten des Areals zerstört, der Wiederaufbau war der reinen Pragmatik geschuldet und folgte in den ersten Jahren keinem städtebaulichen Konzept. So entstand in den 1960er Jahren das Zentrum für Operative Medizin I „dort, wo Platz war“. Das neue ZOM II ist mit diesem heute über einen Skywalk verbunden, die OP-Bereiche sind so auf kurzem Weg erreichbar.

Mit dem neuen Gebäude haben Heinle, Wischer und Partner das erste städtebauliche Element einer neuen Achse geschaffen, die künftig den Klinikumsbezirk gliedern soll. Grundelement davon ist eine neue, zentrale Straßenachse, welches seine Hauptzufahrt an der Moorenstraße mit den Bestandsbauten in eine wahrnehmbare Linie stellen soll. Ein 160 m langer Abschnitt davon, der längs des Neubaukomplexes, wurde nun realisiert, er erscheint aktuell als fußläufiger Taschenplatz. Geschlossen wird dessen südliche Raumkante durch ein stark bewachsenes zweigeschossiges Parkhaus. Es gehört zur gegen-überliegenden Inneren Medizin, die mit einem weiteren Skywalk an das ZOM II angebunden ist. Dieses Parkdeck soll zu einem späteren Zeitpunkt für die geplante Magis-trale zurück gebaut werden.

Funktionslayout

Der Entwurf des neuen Krankenhauses basiert auf einer Kammstruktur. Auf einem 160 x 80 m großen, zweigeschossigen Quader liegen vier Obergeschossquerriegel auf. In diesen befinden sich Pflegestationen. Zwei dieser aufgesetzten Körper besitzen zwei Ebenen, die anderen beiden sogar derer drei, wobei auf dem südlichsten noch ein Helipad angelegt ist. Wenn der Hubschrauber hier landet, bringen die Sanitäter den Patienten über eine ebenengleiche Brücke zum benachbarten Turmriegel,
wo sich der Aufzug mit direkter Verbindung zu Notaufnahme, Intensivpflege und OP befindet. Auf der Ostseite, dem Vorplatz zugewandt, befindet sich eine langgestreckte Eingangshalle, die beide Geschosse des Sockelbaus einnimmt. Hier sind die vier Aufzüge zu den Pflegestationen angeordnet, wie auch zahlreiche Ladenlokale für den Krankenbedarf und ein großes Café. Im Erdgeschoss schließen sich nach Osten die Notaufnahme sowie diverse Ambulanzen, Behandlungs- und Verwaltungsbereiche an. Im Obergeschoss befinden sich acht große Operationssäle, die dazu erforderlichen Nebenräume sowie daran anschließend die Intensivpflege.

Ordnung der Systeme

Hanno Chef-Hendriks, der projektverantwortliche Partner bei Heinle, Wischer und Partner, legte bei der Planung großen Wert auf eine konsequent entwickelte Ordnung der Systeme. Strukturell basiert der ganze Bau auf acht Gebäudekernen, in denen sich die Aufzüge und die Fluchttreppenhäuser befinden, vier entlang der Eingangshalle und vier entlang der Gebäuderückseite. Die Geschossflächen können vollkommen flexibel belegt und auch umgeplant werden, denn außerhalb der besagten Kerne gibt es keine vertikale Verbindung, keinen weiteren Schacht. Die zahlreichen Schächte, die für die Patientenzimmer in den Pflegestationstürmen erforderlich sind, werden in der Obergeschossdecke gebündelt und in die besagten Kerne geführt. Dafür war zwar eine Vergrößerung der Bauhöhe der abgehängten Deckenkonstruktion erforderlich, dies hat sich aber in Hinblick auf eine größere Flexibilität schon heute bezahlt gemacht. So wurde noch in der Bauzeit das Funktionslayout zur Zuordnung von Notaufnahme, OP-Sälen und Intensivpflege auf Bauherrenwunsch wiederholt geändert.

Ein weiteres Plus des Baus ist die klare Trennung
von Nutzerströmen: Patienten und Besucher gehen andere Wege als das medizinische Personal und das weitgehend ohne Durchgangsperren. Von den hier tätigen medizinischen Kräften wird dies als durchaus angenehm empfunden.

Rettungswagen bringen Notfallpatienten von der Gebäuderückseite zur Notaufnahme. Im sogenannten Schockraum erfolgt standardmäßig die formale Einlieferung, nicht am
Wagen. Dieser Vorgang dauert in der Regel 10 Minuten, in denen das Fahrzeug vor der Notaufnahme stünde und letztlich andere Wagen behinderte. Um dies zu vermeiden, wurde die Liegendwagen-Anfahrt des ZOM II nicht in klassischer Weise als Schleuse gelöst, sondern mittels sechs überdachter Parktaschen, die natürlich gleichzeitig angefahren werden können.

Wohlfühlatmosphäre durch intelligente
Planung

Die Architekten stehen auf dem Standpunkt, dass nur Treppen, die man sieht, auch benutzt werden. Um lange Wartezeiten vor den acht Aufzugskernen zu minimieren, wurden die benachbarten Fluchttreppenhäuser mit Brand­schutzverglasungen als Ort sichtbar gemacht. Diese Geste soll dazu animieren, für kurze Wege, etwa in das darüber liegende Geschoss, die Treppe zu benutzen.

Richtiggehend einladend sind schließlich die Pflegezimmer. Bis auf wenige Einzelzimmer besitzt das ZOM II durchweg Zweibettzimmer, in denen sich die Betten grundsätzlich mit den Fußenden gegenüberstehen. Hinter den Kopfenden sitzt die Trennwand zum Nachbarzimmer, in welche die Auslässe für die medizinische Versorgung integriert sind. Jeder Patient hat so seine eigene Nische, der Raum wird über eine mittig
angeordnete Tür erschlossen. Weil man von einem Bett aus selten direkt zur Seite schaut, haben die Architekten zur Verstärkung eines intimen Gefühls die entsprechenden Fassadenachsen geschlossen ausgeführt; allerdings sitzt hier immer eine geschosshohe Außentür, die jeder Patient zum individuellen Lüften aufstellen, aber nicht vollständig öffnen kann.

Diese Patientennischen weisen dann auch die einzigen farbigen Wandflächen des Krankenhauses auf. Die eine Seite erhielt einen apricot-gelben Ton, die gegen-überliegende Seite legte man in einem hellen Grün an.

Integrale Planung - Iterative Regelung

Eine besondere Aufgabenstellung bei diesem Projekt waren Organisation und Dimensionierung der Schachtausfädelung. Senkrechte Schächte oder waagerechte Kanäle zu dimensionieren, stellt selten ein Problem dar − die Herausforderung ist der Übergang. So müssen nicht nur verschiedene Medien um 90 ° abgeknickt, sie müssen auch an durchlaufenden Strängen vorbeigeführt werden. Dies erfordert aber meistens erheblich mehr Platz, was wiederum oft zu einem unschönen baulichen Ergebnis führt. So findet man oft in anderen Gebäuden Flure, deren Abhangdecken sich an ihren Enden neigen, um so mit einem größeren Querschnitt an Schächte anzuschließen.

Hauptursache für solche Details sieht Hanno Chef-Hendriks in einer mangelnden Absprache zwischen Architekt und Fachplanern in der für ihn eigentlich entscheidenden Phase der Vorentwurfsplanung. Er macht sich daher nicht nur für eine integrale Planung stark, bei der alle Ingenieure und Fachplaner von vornherein eingebunden werden, sondern vielmehr für eine iterative Planung, eine Schritt-für-Schritt-Entwicklung des Vorentwurfs. Kreative Planungsentscheidungen, so seine Auffassung, sollten sofort überprüft werden, um gegebenenfalls umgehend die Gesamtgeometrie ändern zu können. Beim ZOM II ist es gelungen, eine durchgängig hohe Integrationsqualität technischer Komponenten von der Eingangshalle bis zu allen Funktionsräumen durchzuhalten. Eine gute Zusammenarbeit aller beteiligten Architek­ten, Fachplaner und Fachberater hält Chef-Hendriks für essentiell im Hinblick auf eine erfolgreiche Projektrealisation. Er ist der Auffassung, dass insbesondere für eine iterative Planung, von allen Fachingenieuren ein gleiches Maß an Expertise und Motivation erforderlich ist. Das ZOM II ist ein überzeugender Beleg für den Erfolg eines solchen Teamworks. Robert Mehl, Aachen

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