Kulturpalast, Dresden

Seit 1969 war der Dresdner Kulturpalast einer der prägendsten Kulturstätten der DDR und galt als „Kulti“ auch nach der Wende als wichtigster Veranstaltungsort der Stadt. 2012 schloss der Kulturpalast für eine umfangreiche Komplettsanierung und Neugestaltung nach Plänen des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (gmp). Bauherr war die Landeshauptstadt Dresden mit der Kommunalen Immobilien Dresden GmbH & Co KG (KID). Das neue Kulturzentrum beinhaltet nach seiner Wiedereröffnung 2017 nicht nur einen modernen Konzertsaal mit 1 800 Sitzplätzen, sondern ist auch neue Heimat des Kultkabaretts „Herkuleskeule“ und der Dresdner Zentralbibliothek. Während der Bau als herausragendes Beispiel der DDR Moderne äußerlich weitgehend entsprechend dem Ursprungszustand wiederhergestellt ist, sind im Inneren in der räumlichen Organisation und der Erschließung neue Akzente gesetzt worden. Auf die zentrale Lage zwischen Altmarkt, Schlossareal und Neumarkt antwortet der Entwurf mit einem allseitig orientierten Haus, das von den drei Hauptfassaden direkt zugänglich ist. Das Miteinander von Kultur, Bildung und Unterhaltung, das für eine durchgehende Belebung des Hauses durch ganz unterschiedliche Nutzergruppen sorgt, verdichtet sich räumlich in dem großen zum Altmarkt orientierten Südfoyer, das nun als Erschließung aller drei Hauptnutzungen dient und so zu einem hoch frequentierten und belebten Ort wird. Der Kabarettsaal „Herkuleskeule“ befindet sich unterhalb des Konzertsaales, der in den beiden Obergeschossen von den Räumen der Bibliothek umschlossen wird. Diese erhalten in ihrer materiellen Erscheinung eine einfache, reduzierte Gestaltung mit einer von gmp eigens konzipierten Möblierung. Einen farblichen Akzent setzt hier der aus dem Ursprungsbestand übernommene Rotton der textilen Oberflächen, der sich als Leitmotiv in allen Hauptnutzungsbereichen wiederfindet.

Für den Ausbau und die Gesamtkoordination aller Gewerke des Saals, der Räumlichkeiten der „Herkuleskeule“ und die Erneuerung der denkmalgeschützten Mogi-Decke im Foyer war die Lindner Group zuständig. Die speziell gefalteten, dreiecksförmigen Deckenpaneele des großen Saals basieren auf Gipsfasern. Sie entstanden zunächst in einem 3D-Modell und wurden mit einem, im Maßstab 1:10 errichtetem Mock-up, im Messlabor auf ihre akustische Wirksamkeit getestet. Für die Wandverkleidungen fiel die Wahl auf nicht brennbare, ebenfalls akustisch wirksame Holzverkleidungen Lindner FIREwood in Roteiche
Lindner Group KG
www.Lindner-Group.com
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2011

Noch Mehrzweck – der Kulturpalast in Dresden

Dresden hat es nicht leicht. Zuviel bauliches Erbe, das – nach der beinahe kompletten Zerstörung der historischen Kernstadt – direkt auf die jüngste deutsche Vergangenheit verweist. Mit dem...

mehr
Ausgabe 01/2016

Wie eine Art von Stoßdämpfer Im Gespräch mit Volkwin Marg, gmp Architekten, Hamburg www.gmp-architekten.de

Die „Freie und Abrissstadt Hamburg“, ein wenig schmeichelhafter Titel, den sich die Hansestadt vom Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark (1886-1914), verleihen lassen musste, macht...

mehr
Ausgabe 02/2020

Wohnsolitär Gret-Palucca-Straße, Dresden

leinert lorenz Architekten aus Dresden schufen einen Wohnsolitär in der Dresdner Gret-Palucca-Straße. Vielleicht als Hommage an die Dresdner Tänzerin und Choreografin Gret Palucca gedacht,...

mehr
Ausgabe 12/2019

Erster Preis für Staatsarchiventwurf an gmp

Am 18. Oktober 2019 haben die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) in Kooperation mit Capatti Staubach Landschaftsarchitekten den Wettbewerb zum Neubau der Staatlichen Archive Bayerns in...

mehr
Ausgabe 03/2019

Schulcampus, Dresden-Tolkewitz

Gemeinsam mit der ARGE Stol hatte das Dresdner Büro Raumundbau im Jahr 2014 am Wettbewerb „Gymnasium und Oberschule Dresden-Tolkewitz“ erfolgreich teilgenommen. Ziel des Entwurfs war, einen...

mehr