Lagerflächen erblühenzu Büros!Die Seilerhöfe in Köln
Wer den wohnlichen Industriecharme der Büros und Showrooms der Kölner Seilerhöfen sieht, glaubt kaum, dass Felten & Guilleaume hier jahrzehntelang nur Kabeltrommeln stapelte.
„Wir haben den Markt beobachtet. Eine vergleichbare Kombination aus Arbeitswelt und Privatgrün gibt es in Köln nicht, schon gar nicht zu Mietpreisen um 11,50 Euro pro Quadratmeter“, schickt der Architekt Hanno Kreuder, von Trint + Kreuder d.n.a, zufrieden vorweg. Der Griff zum hochwertigen Höfe-Ambiente erwies sich auch in der Vermarktung als goldrichtig. Selbst der Bauherr verzichtetet auf anfänglich vorgesehene Mietfläche zugunsten eines weiteren Hofes, weil ihn das Mehr-an-Qualität überzeugte. Heute konzipieren Agenturen wie Uniplan Messen, präsentieren sich hochwertige Ausstatter wie Egecarpet Teppiche und Wever-Ducré Lichtdesign oder hauchen Hightech- Unternehmen wie Lios glasfaserbasierten Sicherheitssystemen Leben ein. Branchenvielfalt, die für die Flexibilität des modularen Konzeptes spricht. Aber beginnen wir von vorn:
Um die sonst für Büros unnutzbaren Hallentiefen mit Licht und den Arbeitsalltag mit einer Prise Naherholung zu spicken, durchsetzten die Architekten die 17 850 m2 Nutzfläche mit 14 kleineren und großen Innenhöfen. Die begrünten Oasen sorgen dafür, dass man sich der modernen Wohnbebauung fast näher fühlt als dem Büroalltag. Die Beletage erschließt sich über hochgelegene Innenhöfe, in denen man sich zunächst im unerwarteten „Vorgartengrün“, umgeben von holzbeplanktem Boden und Office-Glaswänden wiederfindet.
Der Kontrast aus Industriecharme und Wohnlichkeit setzt sich im historischen Gebäudetrakt (C + D) fort. Auch hier prägt das stanzmetallverschalte Fensterband die Fassade, hinter der sich Büroeinheiten wie kleine und größere Reihenhäuser aneinander fädeln. Die 230 bis 400 m2 großen Mieteinheiten mit eigener Haustür organisieren sich maisonetteartig über zwei Ebenen und lassen die integrierten Höfe wie Terrassen wirken. Brüstung und Treppenlauf bilden mit den Holzstapeldecken eine monolithische Einheit; das filigrane stählerne Dachfachwerk verleiht den Arbeitsorten das besondere Etwas – getreu des entwurfsleitendem Mottos: Nutze Bestehendes, selbst wenn es industriell-banal ist, und entwickle es weiter.
Der Innenausbau basiert auf einem von den Architekten entwickelten additiven Ausbausystem, das Nutzern die Wahl lässt, ihre Büros als leere Hülle oder bedarfsgerecht untergliedert zu mieten. Entsprechend vielfältig sind die Ausbauvarianten, die von geballten Zellenbüros bis zu offenen Ausstellungsarealen mit etwas Kombizone reichen. Im Takt der alten Bausubstanz gehen die schallisolierten Wandeinbauten zur Decke hin in Glas über bzw. sind flurseitig komplett gläsern. Darüber hinaus dürfen Mieter großer Einheiten über die Masse an Fenster bzw. Belassung der Wände – im architektonisch vorgegebenen Rhythmus – mitbestimmen. Was die Nutzer in Eigenregie regeln, sind zusätzliche raumakustikische Dämmungen, Blendschutz vorm Fenster oder Akzente bei der Hofgestaltung. Im Verständnis der Architekten zählen die durch dauerhaft-werthaltige Materialien neutral gehaltenen Räume ebenso zur nutzergewährten Freiheit wie zum weiterentwickelten Industriecharme. Sie folgen einem monochromen Farbspektrum: Decken und eingezogenen Wänden aus Sichtbeton,hell-bronze-eloxierte Fensterrahmen und Türen sowie gewachstes Industrieparkett aus Eiche-hell, das mit der mineralischen Farbe warme Stimmung ins großzügige Ambiente bringt.
Für angenehme Raumtemperaturen gemäß Arbeitsstättenrichtlinie sorgt neben der Fassadenverschattung eine Spitzenlastkühlung, als umschaltbares Zwei-Leitersystem konzipiert, das im Winter wärmt und an heißen Sommertagen kühlt. Der Wärmeschutz wurde gemäß der gültigen EnEV realisiert, wobei „bessere“ neue Bauteile (Fassaden, Dachdämmungen) die „schlechteren alten“ (historische Dachkonstruktionen, Bodenaufbauten) kompensierten.
Durch sorgsam positionierte Brandwände konnten die Eingriffe in bestehende Dachstrukturen verringert und Brandschutzprobleme der durchlaufenden Stahlkonstruktionen mit noch bezahlbaren F30-Anstrichsystemen bewältigt werden. Erleichternd hinzu kam, dass die Wand- und Deckenbauteile unter die abgespeckten Brandschutzanforderungen der „Gebäude geringer Höhe“ fielen.
Knapp anderthalb Jahre ist es her, dass der chronologisch in Etappen organisierte Ausbau begann. Im Umbau sind derzeit noch die ehemaligen Laderampen mit markant gezahnten Betonkonstruktion (Abschnitt E). Mit ihnen schließen die Seilerhöfe nicht nur im Norden ab, sondern in ein paar Monaten auch die komplette Umwidmung der 18 000 Netto-Nutzfläche plus 2 000 m2 Hof- und Grünfläche.