Liebe Leserinnen und Leser,

die digitale Transformation durchdringt unsere Lebensbereiche und – sie ist unumkehrbar. Zwar gilt die Baubranche nicht gerade als Vorreiter in Sachen Digitalisierung, doch wechselnde Anforderungen wie z. B. CO2-Reduktion und das Denken in Materialkreisläufen, erhöhte Qualitätssicherung und erforderliche Kostensicherheit führen zu einer immer höheren Komplexität der Gebäude und verlangen nach strukturierten Prozessen und verbesserter Kommunikation zwischen allen am Bau Beteiligten. Darüber hinaus fordern akute Probleme wie Wohnungsnot, Zeit- und Fachkräftemangel vor allem schnelle und einfach umzusetzende Lösungen. Eine große Chance liegt daher in der kollaborativen Arbeit im BIM-Modell und der damit einhergehenden Systematisierung von Arbeitsprozessen. Noch läuft hier nicht alles glatt, wie uns die Recherche zu den Beiträgen dieser Ausgabe gezeigt hat. Unzureichende Parameter, fehlende Schnittstellen und die nach wie vor nicht vorhandene Durchgängigkeit der digitalen Prozesse, etwa was die Genehmigung anbelangt, führen zu Verzögerungen und zum Nichtausschöpfen der vorhandenen Potentiale. Meist sind es auch nicht die zu erwartenden Investitionskosten oder technische Schwierigkeiten, die den Einstieg in den digitalen Planungsprozess hemmen, sondern die Bereitschaft der Menschen, sich auf die veränderten Planungsweisen einzulassen. So erfordert die Arbeit an einem gemeinsamen BIM-Modell vor allem Mut zur Offenheit über den gesamten Planungsprozess hinweg und die Bereitschaft, experimentierfreudig zu sein, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und sich auf die neue Arbeitsweise einzulassen. Denn – Fortschritte, aber auch Fehler werden für alle Beteiligten sichtbar. Doch genau darin liegt der eigentliche Nutzwert, die Chance frühzeitig zu reagieren, Folgefehler zu eliminieren und somit schneller und kostensparender zum Ziel zu kommen.

Unsere HeftpartnerInnen Julia Behm und Markus Maasberg, Behm.Maasberg Architekten, haben sich auf das Abenteuer Digitalisierung eingelassen – mehr noch, sie haben es zum Anlass ihrer Bürogründung gemacht, sind bezüglich der Implementierung der BIM-Planung oftmals in Vorleistung gegangen. Schritt für Schritt und ohne Druck des Bauherrn konnten sie ihre Partner überzeugen und ins Boot holen. Den nächsten Schritt, nämlich die digitalen Prozesse auch in die Produktion zu übertragen, gehen sie gerade in Zusammenarbeit mit einem Holzmodulbauer. Sie berichten darüber in unserem Bautechnikteil ab Seite 46. Mit der Auswahl der Architektur-Projekte streifen wir weitere Felder der digitalen Planungsprozesse. Was der digitale Zwilling für den Gebäudebetrieb leisten kann, erfahren Sie am Beispiel des Viega Seminar- und Schulungszentrums Attersee von ATP (Seite 26ff.). Beim „The Cradle“ von HPP waren das Thema C2C und die iterative Entwicklung eines Material Passports entwurfsbestimmend (Seite 32ff.). Und am Beispiel des Sinclair-Haus in Bad Homburg von Plan Forward zeigen wir, was ein digitales, millimetergenaues Aufmaß als Basis für das digitale Planen und Bauen im Bestand leisten kann (Seite 40ff.).

Nicht zuletzt hatten wir diese Ausgabe mit Hinblick auf die für Februar geplante Messe Digital BAU in Köln konzipiert, die nun pandemiebedingt auf den 31. Mai bis 2. Juni 2022 verschoben wurden. Das ist schade – aber die Erfahrungen der letzten zwei Jahre haben gezeigt: Vieles funktioniert gut, vielleicht sogar besser digital, eine Messe nicht. Denn trotz aller technischen Möglichkeiten – der persönliche Austausch hat einen ganz besonderen Stellenwert, der sich nicht ersetzen lässt. Ich hoffe, wir sehen uns vor Ort!

Ihre

Katja Reich

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