Mehr Tageslicht im Homeoffice
Mit dem Lockdown ins Homeoffice – und das meist ohne große Vorbereitung: Der Covid-19-Virus hat unsere Arbeitswelt in kürzester Zeit stark verändert. Für viele ArbeitnehmerInnen ist flexibles und mobiles Arbeiten in dieser besonderen Zeit zur täglichen Praxis geworden. Damit die Gesundheit dabei nicht auf der Strecke bleibt, ist neben der Einrichtung eines geeigneten Arbeitsplatzes auch die Versorgung mit natürlichem Tageslicht ein wichtiger Faktor. Darauf weist der Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) hin.
Zwei Drittel der Deutschen befürworten es grundsätzlich, zumindest einen Teil ihrer Arbeit von zu Hause aus zu erledigen. Laut einer Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) sind es 68 %, die Homeoffice in ihrem Job für möglich halten und nach der Corona-Krise beibehalten wollen. In einer Internet-Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) zeigten sich Anfang April sogar über 80 % der Befragten zufrieden im Homeoffice. Voraussetzung dafür ist jedoch eine geeignete Arbeitsumgebung. Bestenfalls steht ein separates Zimmer mit Schreibtisch und Bürostuhl zur Verfügung. Aber auch ein provisorisch eingerichteter Arbeitsplatz kann sicher und gesund gestaltet werden. Neben Bildschirmabstand und der richtigen Sitzhaltung spielt dabei das Licht eine entscheidende Rolle.
Wirksamkeit des natürlichen Lichts
Optimalerweise wird der PC-Arbeitsplatz so ausgerichtet, dass sich keine Fenster oder Lichtquellen darin spiegeln oder ins Gegenlicht geschaut werden muss. Auf Tageslicht sollte deshalb aber keinesfalls verzichtet werden. Die Beleuchtung mit natürlichem Tageslicht ist laut der Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR 3.4) einer Beleuchtung mit ausschließlich künstlichem Licht sogar unbedingt vorzuziehen. Künstliches Licht ist immer nur der Versuch, sich der Wirksamkeit von natürlichem Licht anzunähern. Natürliches Licht beeinflusst die Leistungsfähigkeit positiv, fördert die Konzentration und verbessert die Regeneration. Darüber hinaus wirkt sich natürliches Licht entscheidend auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen aus: Es synchronisiert die innere Uhr, verbessert die Schlafqualität und stärkt das Immunsystem. Auch Emotionen sind stark lichtabhängig: Natürliches Tageslicht verbessert die Stimmungslage und beugt Depressionen vor.
Tageslicht wirkt
Die Wirkungen von Tageslicht auf den menschlichen Körper sind vielfältig. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass nicht nur das reine Sehen und Erkennen von Licht Einflüsse auf die Wahrnehmung und das Empfinden des Menschen hat. Auch die nicht visuellen Wirkungen sollten nach den neuen Erkenntnissen verstärkt berücksich-tigt werden. Denn sie wirken sich auch auf wirtschaftliche Faktoren aus. Menschen, die sich in lichtdurchfluteten Gebäuden aufhalten, sind aufmerksamer, reaktionsfähiger und arbeiten somit effizienter als in weniger natürlich beleuchteten Räumen. Nicht nur das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit steigen dadurch immens, sondern auch Faktoren wie der verringerte Energieverbrauch zeigen positive wirtschaftliche Konsequenzen.
Verschattung und Blendschutz
Bei der Auseinandersetzung mit der Integration von ausreichend Tageslicht ist es ebenso wichtig, mögliche Einblendungen der Sonne sowie Verschattungszeiten und -sektoren zu identifizieren. Störungen durch Blendung oder Schatten können mit einfachen Strategien verhindert werden. Temporäre Lösungen für die Verschattung mit einer entsprechenden Steuerung sind hier effektiver, da sie nur im Betrieb genommen werden, wenn wirklich Bedarf besteht. Während sie geöffnet bei bedecktem Himmel genügend natürliches Licht in den Raum lassen, schützen sie geschlossen – zusätzlich zu einer lichtstreuenden Verglasung und optimaler Anordnung der Fenster – vor einer eventuellen Blendung. Denn ein Sonnenschutz wie eine permanente Sonnenschutzverglasung oder permanente Verschattungslösungen sind nur an wenigen Tagen im Jahr wirklich erforderlich. Es stehen hier eine Vielzahl von unterschiedlichen Systemen, die im Innenbereich oder auch außerhalb installiert werden können, zu Verfügung. Außenliegende Systeme haben hierbei den Vorteil das der Wärmeeintrag in den Raum minimiert wird. Häufig können sie auch problemlos nachgerüstet werden.
Empfehlungen für Hausbau und Eigentum
BauherrInnen oder KäuferInnen von Wohneigentum sollten bei der Planung und Auswahl einige Faktoren berücksichtigen, wenn sie künftig mehr Zeit im Homeoffice verbringen wollen. Dabei helfen die Empfehlungsstufen und Richtlinien für den Bau und der Ausstattung von Firmen- und Industriegebäuden. Sie sind auch für ArchitektenInnen hilfreich, die Wohngebäude entwerfen: In der DIN EN 17037 finden sich drei unterschiedliche Empfehlungsstufen (Tabelle 2), die auch auf das Homeoffice und Aufenthaltsräume angewendet werden können. Auch die passenden Erklärungen, wie die Tageslichtquotienten berechnet werden, stellt die Richtlinie zur Verfügung. Beachtet werden hierbei auch Faktoren wie der Zustand des Himmels und der damit verbundenen Stärke von Lichteinfall, Lichtintensität und Tageslichtstunden. Als Berechnungshilfen stehen die DIN 5034 Teil 6 oder Berechnungs- oder Simulationsprogramme zur Verfügung. Die detaillierte Auseinandersetzung mit Tageslichtöffnungen kann also für HausbauerInnen und -eigentümerInnen mehr Einfluss auf das Leben in einer Wohnung oder einem Haus haben als nur das Erfüllen der baurechtliche Mindestanforderungen. Bereits in der Konzeptionsphase eines Gebäudes sollte der Faktor Tageslicht Teil der gesamten Gestaltung sein. Alle Systeme können zudem mit elektrischer Beleuchtung ergänzt oder an spezielle Anforderungen angepasst werden.
Arbeitspausen nutzen
Auch bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen im Homeoffice sind gewisse Rahmenbedingungen zu beachten. Es ist jedoch schwierig, die gegebene Räumlichkeit des Eigenheims in einem Standard, der mit Firmen- und Bürogebäuden vergleichbar ist, auszustatten. Die Mindestanforderungen für den Arbeitsplatz sind für gewöhnlich erst dann erreicht, wenn ein Tageslichtquotient größer 2 % und bei Dachoberlichtern größer 4 % erzielt wird. Das berücksichtigt reine Sehaufgaben und nicht die erforderliche biologische Wirksamkeit des Tageslichts. Lichtbänder oder Lichtkuppeln stellen bei entsprechender Planung und Ausführung eine ausreichende Tageslichtversorgung am Arbeitsplatz sicher, stehen aber selten so im Homeoffice zur Verfügung. Deshalb sollten Arbeitspausen genutzt werden, um das Tageslicht draußen zu genießen. ChronobiologInnen empfehlen täglich mindestens eine halbe Stunde im Freien. Selbst bei bedecktem Himmel und bei nicht sichtbarer Sonne ist die Außenbeleuchtungsstärke um ein vielfaches höher als im Innenraum.
Tageslicht
– Tageslicht steht mit über 100 000 lx im Sommer zu Verfügung. Selbst an Tagen mit bedecktem Himmel stehen in der Regel mehr als 5 000 lx zu Verfügung.
– Im Tagesverlauf wechselt die Beleuchtungsstärke und auch die Lichtfarbe des Tageslichts. Kühlblaues Tageslicht am Morgen aktiviert und fördert die Konzentration. Warme Lichtfarben zum Abend ermöglichen die erforderliche Nachtruhe.