Mikrohofhaus Ludwigsburg
Das kompakte „Mikrohofhaus“, wie es seine Architekten, Florian Kaiser, Guobin Shen und Hans-Christian Bäcker von Atelier Kaiser Shen, Stuttgart, nennen, sei eine Art Gegenentwurf zu den immer größer werdenden Wohnungsflächen in Deutschland und zugleich ein Beitrag zum immer größer werdenden Wohnungsbedarf. Das Hofhaus auf einem innerstädtischen Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen zeigt, wie man unwirtliche Restflächen nachverdichten kann.
Vielleicht möchte man auf dieser Insel nicht länger als so lange wohnen, bis man gespürt hat, wie sich das anfühlt, auf nur 7,3 m² sein Leben auszubreiten; von Familienleben sei hier gar nicht gesprochen. Die Architektur lebt natürlich von ihrer Singularität, dem besonderen Ort, der den Spannungen zwischen innen und außen, offen und geschlossen, Lärm und Ruhe, privat und öffentlich in vielfacher Weise ausgesetzt ist.
In den Hof gelangt man über einen schneckenförmig angelegten Gang. Im zum Hof vollverglasten Wohnraum sind Nutzungen wie das Bad, Schränke oder die Küche mit einer Tiefe von 85 cm entlang der Rückwand angesiedelt. Ebenso Tisch und Bett, die aus diesem Rückraum ins Vordere herausgeklappt werden. Allein das quadratische (Küchen)Fenster, gleichsam die Einlasskontrolle am Hofzugang, gewährt Blicke nach außen, hier ins Verkehrsgewühl. Konstruiert ist das Haus in Holzrahmenweise, Fichte-Dreischichtplatten liegen auf dem massiv wirkenden Sockel auf und schweben 20 cm über dem Boden. Ob diese Hauskonfiguration, die dem chinesischen Hofhaus abgeschaut ist, als urbaner Lückenfüller weitere Anwendung finden wird? Das Haus steht dort zunächst für 6 Monate. Be. K.