Mindestens ein Silicon Valley
Spatenstich zur Campuserweiterung der RWTH Aachen

Am 18. Februar wurde in Aachen feierlich der erste Spatenstich zur Campuserweiterung der RWTH Aachen begangen. Westlich vom heutigen Kernbereich der Hochschule am Templergraben im Aachener Stadtzentrum gelegen, wird mit Melaten und Teilflächen des angrenzenden Westbahnhofes eine 0,8 km² große Hochschul­landschaft entstehen, die insgesamt bis zu 10 000 Arbeits­plätze schaffen soll. Zwei Mrd. € sollen durch die Industrie aufgebracht werden, die sich forschungsnah mit bis zu 250 Unternehmen auf dem neuen Campus ansiedeln möchte.

Während in Melaten das schon seit Jahrzehnten bestehende RWTH-Gelände nach Nordwesten hin „nur“ erweitert beziehungsweise massiv nachverdichtet wird, erfährt der Westbahnhof eine weitgehende Konversion: Die seit langem brach liegenden Flächen werden neu genutzt. Zudem soll die von Güterzügen noch genutzte Gleisharfe um die Hälfte reduziert und neu überbaut werden. Architektonisch und auch städtebaulich interessant ist dabei die Umnutzung des Ringlokschuppens mit seiner Peripherie. Das Gebäudesensemble mit Hochbehältern und seiner komplexen Gleisanlage steht seit letztem Herbst unter Denkmalschutz. Neben den neuen Forschungsstätten werden auch nicht-universitäre Dienstleistungen, wie etwa Hotels, Restaurants, Supermärkte und Kindertagesstätten in beiden Campusteilen angesiedelt.

Vorbild für die Campuserweiterung ist keine geringere als die Stanford University, San Fransisco. Die 1891 gegründete Elite-Universität hatte sich nach mäßigem Wachstum dann sprunghaft zum sprichwörtlich gewordenen Silicon Valley entwickelt: „Der neue Campus der RWTH Aachen wird das Silicon Valley der Zukunftstechnologien“, so der Ministerpräsident des Landes Rüttgers semantisch redundant beim ersten Spatenstich.

Grundsätzlich wird das Vorhaben von allen Seiten begrüßt. Allerdings erregt die bisherige Planungsvergabe den Unmut der Architekten­verbände. Während die Campuserweiterung in Melaten von rha Reicher Haase Associierte, Aachen, betreut wird (Wettbewerbsergebnis), fußt die Überbauung des Westbahnhofes auf einer – zugegebenermaßen sehr ausdifferenzierten – Machbar­keitsstudie des Düsseldorfer Büros RKW. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW ist jedoch mit dieser Studie, ­die sich überdies strukturell stark an dem Reicher-Haase Konzept orientiert, zufrieden und sieht keinen Anlass für einen zusätzlichen Wettbewerb. Robert Mehl, Aachen

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