Musée Unterlinden, Colmar/FR
Im französischen Colmar ist im Dezember das hier kaum bekannte Musée Unterlinden wiederöffnet worden. Mit kunstgeschichtlichen Schätzen wie dem Isenheimer Altar oder Werken von Cranach und Holbein (den jeweils Älteren) besitzt die jetzt 8 000 m² große Ausstellung den offiziellen Status eines „Musée de France“ (etwa: Nationalmuseum).
Den Kern der seit 1854 (!) bestehenden Sammlung bildet weiterhin ein ehemaliges, gotisches Nonnenkloster. Herzog & de Meuron sanierten umfassend den Klosterrest und schufen eine unterirdische Verbindung zu einer benachbarten, sehr prachtvollen, aber aufgegebenen, Jugendstil-Schwimmhalle von 1906. Etwa auf halben Weg platzierten sie an dieser Souterrain-Passage einen Neubau als sinnfälligen Eye-Catcher, das „Kleine Haus“. Mit seinem Walmdach orientiert sich dieser Ziegelbau an typischen Colmarer Altstadthäusern. Ein neu angelegtes Gewässer kreuzt unmittelbar daneben die subterrane Erschließungsachse. Die Architekten beziehen sich damit auf den hier einst fließenden Sinn-Kanal. Tatsächlich besitzt das „Kleine Haus“ mit dem lang gestreckten Kanal-Zitat die Anmutung eines umgebauten Schleusenwärterhauses. Diese formale Geste erscheint hier stimmig und wertet in subtiler Weise das ganze Quartier auf. Robert Mehl, Aachen