Museum des 20. Jahrhunderts, Berlin
Mit Spannung hatte man darauf gewartet: Wie wird er aussehen, der Entwurf für das Museum des 20. Jahrhunderts? Wie kann überhaupt für diesen Ort am Berliner Kulturforum ein Haus gefunden werden, das sich zwischen Architekturikonen wie der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe, der Philharmonie von Hans Scharoun, aber auch gegenüber dessen Staatsbibliothek und den Bauten von Hilmer und Sattler und nicht zuletzt der Kirche von Stüler oder dem zu Unrecht gering geschätzten Bau von Gutbrod behauptet?
200 Mio. € hatte der Bundestag überraschend für den Neubau eines Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts bereitgestellt,
genug sicherlich, aber auch genug für eine Ikone? Die Jury hatte nämlich nach einem Büro Ausschau zu halten, das Ikonen-Architektur liefert. Und weil es davon nicht viele in der Welt gibt und man deren Entwurfshandschrift recht gut kennt, war es der Jury unter dem Vorsitz von Arno Lederer vielleicht gar ein Leichtes, die Basler Herzog & de Meuron für den Neubau des Museums „Neue Nationalgalerie – Museum des 20. Jahrhunderts“ als Sieger im Wettbewerb zu küren (mit Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich). Der zweite Preis ging an die Kopenhagener Lundgaard & Tranberg Arkitekter A/S mit den Landschaftsarchitekten SCHØNHERR A/S, der dritte an die Berliner Bruno Fioretti Marquez mit capatti staubach Landschaftsarchitekten. Anerkennungen erhielten OMA, Rotterdam, SANAA, Tokyo, Staab
Architekten GmbH, Berlin und Aires Mateus e Associados, Lissabon, mit jeweils einem Landschaftsplanungsbüro.
Der Vorschlag der Basler überrascht mit seinem riesigen, kaum gegliederten Volumen mit innenliegenden, sich im Zentrum kreuzenden Galerien, die jeweils die außenliegenden Stadträume und ihre Bauten verbinden helfen sollen. Die profane Gestalt einer Edelscheune wird sagenhafte 9 200 m² Ausstellungsfläche bieten, ist zwei Geschosse tief eingegraben und überragt doch das Hauptkirchenschiff der Matthäuskirche von Stüler deutlich.
Nach dem Wettbwerb müsste jetzt eine Überarbeitung her. Zum Beispiel des Anschlusses an die Piazzetta, die längst in der Abrissdiskussion steht. Hier hätte Herzog & de Meuron die Chance, den Impuls zu setzen, auf den wir eigentlich gewartet haben. Be. K.