Noch schöner wohnen
Man möchte es nicht glauben, aber es ist wahr: Der „Häuser-Award“ ist gerade mal 20 Jahre alt. Dabei hätte man geglaubt, dass dieser Preis schon länger in der Welt ist und irgendwie immer schon, aber tatsächlich erst seit 2004, die Herzen der BauherrInnen und ArchitektInnen höherschlagen lässt. Vielleicht glaubte man, er sei älter, weil er mit einer Zeitschrift verbunden wird, aus der heraus das preisverleihende Heft – Häuser – einmal als Supplement entwickelt wurde: „Schöner Wohnen“ heißt diese Monatszeitschrift und die gibt es gefühlt auch schon immer (konkret seit 1960). Schöner Wohnen und Häuser, beide im Gruner+Jahr Verlag, richten sich auf ambitionierte Bauherrschaft, gelesen werden sie allerdings auch – teils hinter verschlossener Tür – von ArchitektInnen.
Tatsächlich setzte insbesondere die „Schöner Wohnen“ in den letzten Jahrzehnten Wohn-, vielleicht auch Wohnarchitekturtrends. Internationale Geschichten berichten über das, was Trend ist innen drin: Estrich-Fußböden, Holzkonstruktion, neu in alt, Tageslicht, smarte Technologie etc. Und natürlich Wohngesundheit. Jetzt macht der Häuser-Award seinen Architekturpreis 2023 „für alle Spielarten und Formen“ auf, was nichts anderes heißt, als das ganze Sammelsurium des in den Jahren zuvor schon gesuchten Herausragenden nun zu kulminieren. Nun „soll die gesamte Bandbreite aktueller Entwicklungen und Trends in der Architektur“ eine Chance auf Teilnahme bekommen: „Ob Neubau, Umbau oder Umnutzung, in der Stadt oder auf dem Land, ob intelligente Energiekonzepte, innovative Konstruktionsmethoden oder umweltfreundliche Materialien, flächensparende Bauformen oder flexible Grundrisse: Prämiert werden gelungene, klug geplante und gestalterisch anspruchsvolle Häuser, die beweisen, dass sich für das private Wohnhaus immer wieder vorbildliche und architektonisch herausragende Lösungen finden lassen.“
Dass die vom Typologischen befreite Gattung Wohnhäuser allerdings am Ende immer wieder auf das in Verruf geratene, aber dennoch so sehr beliebt EFH zielt und damit der Mythos von „My home is my castle“ unkritisch ins 21. Jahrhundert transportiert wird, lässt die Spannung auf ein überraschendes Ergebnis eher niedrig ausfallen. Wenn wir uns irren sollten, werden wir berichten. Ansonsten: „Die Branche steht vor großen Aufgaben“, so Anne Zuber, Chefredakteurin Häuser. Ob der von ihr ausgelobte Preis hier hilfreich ist, darf bezweifelt werden; ein Augenschmus wird es ganz sicher! Einsendeschluss ist Montag, der 16. Mai 2022. Dabei fällt mir noch ein: Was ist eigentlich aus dem „Gestaltungspreis“ der Wüstenrot Stiftung geworden, der sich dezidiert dem Einfamilienhaus gewidmet hat? Wir behalten alles im Auge. Be. K.