Persönliche Note
OMU ist noch immer ein Architekt, dessen Erbe die Architektur in Deutschland und sicher auch im weiteren Umfeld mitbestimmt. Die scheinbar kühle Taktung seiner Architektur, die vielfältigen Bezüge auf die Baugeschichte, das Überraschende im monotonen Ras-ter. Wer ihn erlebte wunderte sich, dass der Ungers-Kosmos an diesem freundlichen Mann wie eine Last hing, die ihn nicht selten nörgelig werden ließ den Kritikern gegenüber.
Liest man den Essay von Wolfgang Pehnt in der hier vorliegenden Monografie, dann stößt man irgendwo auf den Satzfetzen, dass weil die Bäume vor dem Haus Belvederestraße 60 gewachsen seien, das Haus insgesamt heute kleiner erscheint. Pehnt meint damit die Wirkung des Gebäudes, die es in seinen ersten Jahren entwickelte und die es in der schnell internationalen Rezeption zu einem Stil-Topos im New Brutalism hat werden lassen. Glücklich gelingt es Pehnt, trotz aller akademischer Tiefe eine schöne persönliche Note in das Schreiben über Ungers Haus und dessen Rolle im Kosmos-Ungers zu entwickeln, die das Große, das sich so deutlich in den drei Versalien ausdrücken will, verständlicher, irgendwie menschlicher macht.
Mit dem kritischen Hinschauen und der Authentizität selbsterlebter Begegnungen setzt uns der Autor über alles scheinbar schon Gewusste einen ganz neuen Ton ins Ohr. So, als wären nicht bloß die Bäume vor dem Ungers-Haus größer geworden, sondern wir vielleicht auch. Be. K.