Pyramide in Tirana neu-/alt gedacht
Meldungen aus Tirana: Es geht voran! Mit der Realisierung verschiedener Projekte und städtebaulicher Planungen westeuropäischer Büros (so von 51N4E, Brüssel/BE, oder Bolles+Wilson, Münster); vor zwei Jahren kam noch MVRD, Rotterdam/NL, dazu, die einen Wettbewerb zum Umbau der Pyramide von Tirana gewannen und jetzt den Bau-start melden: Die Arbeiten an der im Zentrum der albanischen Hauptstadt platzierten Pyramide, einem brutalistischen Denkmal aus der Zeit des Kalten Krieges, hat begonnen. Die im brutalistisch-postmodernen Stil gebaute Erinnerungsstätte an Enver Hoxha ist eine Planung von dessen Tochter, die den Bau drei Jahre nach dem Tod ihres Vaters 1988 eröffnen konnte.
Jahre nach der Eröffnung des Museums, genauer, des Orts des Personenkults Hoxhas, wurde es zum Kulturzentrum umgewidmet und steht seit einigen Jahren funktionslos und verschlossen im Herzen der Hauptstadt. „Funktionslos“ vielleicht doch nicht, denn es wird berichtet, dass der Bau Jugendlichen als Abenteuerspielplatz dient, Kindern als Rutsche. Und in dem fabulösen Buch von Peter Wilson, „Some Reasons for Traveling to Albania“ ist ein Foto der Pyramide abgedruckt, auf dem wir den Künstler Anri Sala einen „silly walk“ über den Bau machen sehen. Und wir sehen dort die Pyramide im schönsten Abendlicht mit der Bildunterschrift: „Sublime Ruination“!
Mit dem Entwurf von MVRDV soll das zeit- wie architekturgeschichtlich wichtige Gebäude umfassend renoviert und damit reanimert werden. Die massive Betonkonstruktion wird wiederverwendet, das Atrium und seine Umgebung werden begrünt und geöffnet und ein kleines Dorf mit Cafés, Studios, Werkstätten und Klassenzimmern ist geplant, in denen albanische Jugendliche kostenlos verschiedene Technologiethemen kennenlernen sollen.
Als Fläche innen stehen knapp 12 000 m² zur Verfügung, die zur Gänze neu erschlossen werden. So werden Ergänzungen aus früheren Renovierungsarbeiten abgerissen, um einen nach außen fließenden, grünen Innenraum freizulegen. Das Volumen innen wird mittels Boxen funktional gegliedert. Die Pyramide selbst wird damit zur begehbaren Landschaftsskulptur, Stufen auf den Pyramiden-Segmenten sollen es den BesucherInnen ermöglichen, sich das Gebäude anzueignen und den Blick auf die gesamte Innenstadt genießen. Eines der Pyramiden-Segmente wird als steile Rampe erhalten bleiben, dort können die BesucherInnen – wie in den letzten Jahren und bis heute noch – auf eigenes Risiko herunterrutschen. Be. K.