Recyclingsand macht Betonbauteile leichter
Wir verbrauchen zuviel Beton. Und tatsächlich kommen die Warnungen, dass wesentliche Bestandteile dieses Baustoffs immer knapper werden, immer häufiger: Sand beispielsweise. Was tun? „Weniger bauen!“ sagen immer mehr und wahrscheinlich haben sie recht. Doch bis zum Weniger Bauen, das man sich als ein Bauen ohne Verbrauch vorstellen kann (Stichwort zirkuläres Bauen), ist es noch weit hin, der Druck auf die Beteiligten offenbar noch nicht groß genug. So wird also das Geübte immer weiter optimiert, durchaus ein möglicher Schritt, CO2-Fußabdrücke von Gebäuden zu verkleinern. Man könnte – so jedenfalls jetzt ein Forscherkonsortium unter Federführung der TU Kaiserslautern – dem Beton, statt wie schon üblich Polystyrolschaum beizumischen, es mit Mineralschäumen versuchen, die unter anderem aus gewöhnlichem Sand bestehen. Der, wie schon gesagt, sehr knapp wird, womit die Forscher auf Recyclingsand setzen.
Im Rahmen des Projekts soll der mineralische Schaum aus rezykliertem Brechsand für den Einsatz in Sandwich-Hybriddecken entwickelt werden. Zentrales Ziel des Projekts ist die Erzeugung nahezu vollständig mineralischer Stoffkreisläufe für hybride Deckenelemente durch die Substitution von Polystyrol-Hartschäumen. Hierzu wird das Tragverhalten des Mineralschaums im Deckenelement sowie dessen Einfluss auf die bauphysikalischen Eigenschaften erforscht. Projektbegleitend wird die Recyclingfähigkeit der zu entwickelnden Hybriddecke untersucht und eine Lebenszyklusanalyse erstellt, um die Vorteile des neuartigen Deckensystems aufzuzeigen. Am Ende „muss der Mineralschaum […] gleichwertig zum Polystyrol sein“, so der Leiter des Projekts, Stefan Carstens, Fachgebiet Massivbau und Baukonstruktion bei Professor Dr. Matthias Pahn an der TUK. Erst dann sei er für einen künftigen Einsatz interessant.
Gegen das Polystyrol im Beton sprechen der hohe Energieaufwand in der Herstellung aus Mineralöl, wie ebenfalls die sehr aufwendige und daher bisher kaum mögliche Rezyklierbarkeit. Die inhomogenen Bauteile können nur unvollständig in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
An dem Projekt „MIN-LOOP“ ist neben der TUK das Institut für Werkstoffe im Bauwesen an der TU Darmstadt (Prof. Eddie Koenders und Prof. Albrecht Gilka-Bötzow) beteiligt. Zudem sind aus der Wirtschaft die Innogration GmbH aus Bernkastel-Kues, Betonwerk Büscher aus Heek,
ee concept GmbH aus Darmstadt und Wilhelm Röser Söhne GmbH & Co. KG aus Neresheim-Dorfmerkingen mit dabei. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie „ReMIN“ finanziell gefördert. Es läuft bis 2024.