Schon wieder ein Schloss
Während die Potsdamer den Streit um eine ganz besondere Rekonstruktion – die Garnisionskirche – mit einem „Kreativquartier Potsdam“ ganz in der Nähe dieser noch zu bauenden Kirche mit zweifelhafter Vergangenheitskonnotation abfedern wollen (gerade hat das Team Glockenweiß mit MVRDV das Verfahren gewonnen), gehen die Putbusser auf Rügen einen anderen Weg: Sie machen es einfach. Und rekonstruieren ihr (noch unbescholtenes) Schloss, das sie als „bedeutenstes auf Rügen“ bezeichnen (gab es ein zweites?).
Das Schloss stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde in diesem zerstört und in einer Neo-Variante wiederaufgebaut. Wie viele andere Kulturzeugnisse Deutschlands ging es „durch Krieg und SED-Diktatur verloren“ (Förderverein Fürstliches Schloss zu Putbus), nun soll es wiedererstehen wie schon die Frauenkirche, die Garnisionskirche oder das Schloss in Berlin.
Der jüngst gegründete „Förderverein Fürstliches Schloss zu Putbus“ hatte Ende letzten Jahres die Idee vom Wiederaufbau des in den 1960er-Jahren gesprengten Schlosses endlich öffentlich vorgestellt. Nun gibt es schon mal eine Domäne im Netz, auf der demnächst Informationen zum Schloss, zu vergleichbaren (Erfolgs-)Projekten und Spendenformulare verfügbar sein sollen. Die Schlosswiederaufbauer wissen, dass eine Rekonstruktion – deren Kosten ein ungenannter Experte auf 60 Mio. € schätzt – nicht ohne ein Nutzungskonzept gelingen kann. Hier ist der Verein dran, er ruft alle auf, die mitmachen wollen, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen.
Wenn die Schlossidee umgesetzt würde, könnte der Neubau das kränkelnde Putbus wieder auf die Beine bringen. Vielleicht macht man nicht den Fehler, eine Privatschule dort unterzubringen – wie im Potbusser Pädagogium, das heute ein Hotel ist. Das Schloss sollte vielmehr extrem musealisiert werden und hätte damit die Chance, in der unglaublich schönen Landschaft und der Nachbarschaft zu einem städtebaulichen Juwel (Putbusser Circus) à la Neuschwanstein als Touristenmagnet Erfolg zu haben. Die Schlösserfreunde aller Welten würden wieder nach Rügen reisen und Putbus, die hochinteressante Stadtgründung aus dem 19. Jahrhundert, wäre saniert. Jetzt gilt es, liebe Putbusser! Be. K.