Garnisonskirche und die anderen
In Potsdam geht es weiter: Der Turm der zumindest umstrittenen Garnisonskirche nahe dem wiederaufgebauten Schloss strebt in die Höhe. Spendengelder ermöglichen das, Bundesmittel stützen das Vorhaben, der Bundespräsident hat die Schirmherrschaft inne und auf Planerseite findet man das Berliner Büro Hilmer & Sattler und Albrecht; die waren schon bei der Wiedererrichtung des Stadtpalastes Barberini – Museum Barberini die verantwortlichen Planer. Dazu kommen rw+, ebenfalls Berlin, und das Potsdamer Ingenieurbüro Thomas Bolze.
Direkt neben der Turmbaustelle steht das ehemalige Rechenzentrum und „Volkseigener Betrieb (VEB) Maschinelles Rechnen“ aus den späten 1960er-Jahren, seit 2015 das „Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum“. Damals von der Stadt für drei Jahre unterstützt, wurde die Nutzung des Kulturhauses anschließend bis 2023 erlaubt. Sein Makel – über alle ästhetischen Bedenken hinaus – ist, dass es im östlichen Abschluss auf den Fundamenten der Kirche steht, deren Turm gerade in die Höhe wächst. Hier wie an vielen weiteren Orten machen unterschiedliche Inititativen kontinuierlich auf die Ambivalenz des Projekts „Wiederaufbau Garnisionskirche“ aufmerksam. So gibt es in den kommenden Wochen u. a . die zweitägige Tagung „Gott mit uns! – Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus“ am 1./2. Oktober 2021 im Dietrich-Bonhoeffer-Haus Berlin (mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung), das Projekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt“ (www.dekoloniale.de) zur Verstrickung der Garnisonkirche in die Kolonialkriege des Deutschen Reichs und aktuell das Buch „Der preußische Adler in der deutschen Herrschaftsgeschichte. Eine Vogelkunde aus religionspolitischer Sicht“ des Religionswissenschaftlers Horst Junginger (im Verlag Spector Books). Be. K.