Sichterweiterung
Der Band „The Whiteness of the Whale” versammelt drei größere Arbeiten des britischen Fotografen Paul Graham in einem und man darf sagen, in einem überdurchschnittlich gut editierten Buch. Das fängt an bei der Wahl des Papierweiß und geht über die Typografie bis hin zum Druck der Bilder, die eine Brillianz und Farbigkeit besitzen, wie man sie in solchen, eigentlich farbreduzierten Aufnahmen drucktechnik nur sehr schwer erreichen kann.
Wir sehen Bilder der Serie „American Night“, die mittels extremer Überbelichtung von Straßenszenen aus der Suburb das Nächtliche am helllichten Tag thematisieren – die ersten Aufnahmen dieser Serie entstanden als falsch belichtete Fotos Ende der1990er-Jahre. Wir sehen Menschen, die den Fotografen nicht sehen, hier scheint nichts gestellt, alles wirkt als ein natürlicher Blick auf den menschlichen Alltag. Doch in aller Bewegung muss Graham den einen Moment getroffen haben, der in aller Bewegung immer auch den Stillstand suggeriert: Die Geschichten sind an einem Ende angekommen und möglicherweise wird sie keiner weitererzählen.
Von dieser Subtilität wünscht man sich Abzweiger in die Fotografie der Architektur, die in „American Night“ zwar vorliegen. Sie können jedoch als Konzept und reines Kunstprodukt den Ansprüchen einer wesentlich subjektiveren dokumentierenden Fotografie nicht entsprechen. Damit werden die Bilder Lernstoff für alle Fotografen und Bewusstseinserweiterung für alle die, die glauben, sie könnten bereits sehen. Be. K.