Autodidakt mit Welterfolg
Der Fotograf Julius Shulman starb im Juli in Los Angeles

Mit Ikonen ist das so eine Sache: Man glaubt sie seien so unsterblich wie ihr Ruhm. Oder sie seien schon länger gestorben und ihr Ruhm strahle, wie es sich für eine Berühmtheit gehört, immer noch immer heller werdend aus der Vergangenheit ins Heute.

So ist man dann immer ziemlich erschrocken, wenn ein bereits zur Ikone veredelter wie zugleich mumifizierter Mensch gerade eben erst gestorben ist, gestern vielleicht. Nicht wenige waren geschockt, als sie vom Tod eines großen Architekturfotografen erfuhren, dessen Fotografien der Bildersprache der Architektenavantgarde des 20. Jahrhunderts ihren ganz eigenen, stilprägenden Ausdruck verliehen: Julius Shulman, dessen Aufnahmen das kollektive Bild der amerikanischen (und von hier aus sicher auch europäischen) Moderne bis heute prägen wie keine anderen, verstarb im Alter von 98 Jahren in Los Angeles. Dort, in der vom amerikanischen Mythos durchdrungenen heimlichen Metropole Nordamerikas stehen die Bauten, deren Porträts den Sohn russischer Emmigranten weltberühmt gemacht haben. Seine Nachtaufnahme des „Case Study House Nr. 22“ des Architekten Pierre Koenig – ein ziemlich frühes Foto des späteren Meisters – wurde zu einem bild­prägenden Kunstwerk von suggestiver Ausstrahlung. Am 15. Juli starb Shulman, und beinahe muss man es als Glücksfall bezeichnen, dass ein Kölner Verlag seine Arbeiten erst vor kurzem in drei Bänden publizierte; in einer Prachtausgabe, ganz dem Glanz und Glamour der Bildersujets und -sprache entsprechend. Be. K.


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