Sieben mal siebenEssen mit Konzept
Essen mit Konzept
Kochen und Essen sind gerade in aller Munde, sprich, Fast Food ist out, Slow Food ist in! In Zeiten der Kochstars und engagierter Hobbygourmets muss man sich schon etwas einfallen lassen, um verwöhnte Gaumen an den Tisch zu locken. Das Gastronomie – Ensemble Seven im Schweizer Ascona direkt am Lago Maggiore macht dies mit einem durchgängigen Gesamtkonzept, bei dem die Zahl Sieben im Mittelpunkt steht. Im Restaurant serviert Koch Ivo Adam seinen Gästen eine Auswahl von 7 x 7 Gerichten, denn der Name ist schließlich Programm. Dementsprechend war es auch die Aufgabe von Bert Haller Innenarchitekten, sieben spezielle Orte zu schaffen, bestehend aus Lounge und Sea- Bar direkt am See und dem Restaurant mit zugehöriger Terrasse, Bar, Lounge und Weinkeller.
Wiederkehrende Materialitäten und Möblierungen spinnen den roten Faden zwischen den Bereichen und halten das Ganze zusammen. Die eingesetzten Baustoffe entstammen zu einem großen Teil der Tessiner Tradition. Der Valser Quarzit, der hier sowohl im Wand- als auch im Bodenbereich eingesetzt wurde, ist schon bekannt durch Peter Zumthors Therme im Herkunftsort des Steines. Holz und Putzflächen, wie die umlaufenden Faschen an den Fensteröffnungen, wurden ebenfalls der örtlichen Baukultur entlehnt. Die traditionellen Stoffe werden neu interpretiert oder umfunktioniert.
Der bruchrau geschichtete Naturstein der Wände im Restaurant wird mit Streiflicht beleuchtet und intensiviert das Relief der Oberfläche. Als Bodenmaterial setzt sich der Quarzit über den Gastraum bis zur Außenterrasse fort und verstärkt die Einheit von innen und außen. Als Belag wurde die Oberfläche gesandstrahlt und gebürstet, um die notwendige Rutschfestigkeit zu gewährleisten. Zusätzlich lässt sich die Glasfassade hier per Knopfdruck vollständig im Boden versenken, so dass ein wirklich nahtloser Übergang geschaffen wird. Die Verschattung erfolgt mit Hilfe von drei aneinandergereihten Sonnensegeln, die sich bei starkem Wind automatisch einrollen.
Blickpunkt im Innenraum ist die elliptische Bar. Deren Rückwand greift die Bruchsteinoptik der Wände wieder auf, allerdings abstrahiert in Form von übereinander geschichteten, verklebten Glasscheiben. Der Tresen selbst besteht aus Corian, das mittels thermischer Verformung in der zweiseitig gekrümmten Gestalt hergestellt wurde.
Schmale, dafür umso längere Fensterbänder ermöglichen Einblicke in besondere Bereiche. So kann man den Köchen bei der Arbeit in der Küche auf die Finger gucken. In der Lounge dient ein solches Fensterformat als Gaskamin. Geschicktes Detail dabei: das drei Meter lange Fenster gewährt durch das Feuer hindurch tatsächlich Blicke von innen nach außen und umgekehrt.
Ein Luftraum schafft einen vertikalen Raum-
bezug zum Untergeschoss. Am Ende befindet sich eine Installation aus über 1000 Weinflaschen, die ungleichmäßig hinterleuchtet sind. Diese stellt eine thematische Verbindung zum Weinraum im Keller her.
Darin wird das klassische Gewölbe mit Hilfe einer Vertäfelung aus Eichenfurnier neu aufgegriffen. Durch die halbrunde Form und die einheitliche Materialität von Decke und Boden wird eine intime Raumatmosphäre erzeugt. Es gibt nur einen langen Tisch inmitten der Weinschränke. Hier kann in traditioneller Manier Wein verköstigt werden. Die Weinklimaschränke wurden passgenau nach Gestaltungsvorgabe für diese Räumlichkei-ten hergestellt. Die Flaschen in den Schränken werden auf frei auskragenden Edelstahlstäben gelagert. Lichtgräben in der Holzdecke mit schwenkbaren Aufbaustrahlern sorgen für die Beleuchtung der Weine.
Zudem gelangt man im Untergeschoss durch eine Unterführung zur Sea Lounge und Bar, sozusagen einer Erweiterung der Außen-
fläche, die direkt an der Uferpromenade des Lago Maggiore liegt.
Neuester Spross ist das in diesem Jahr nach nur viermonatiger Planungs- und Bauphase eröffnete Seven Easy. Hier wurde die Einfachheit, die der Name verheißt, auch im Materialkonzept umgesetzt: nicht Stein, sondern Holz ist das raumprägende Material. Sägerauhe Holzbretter bilden, hochkant gehängt, einen plastischen oberen Raumabschluss. Die ungleichen Lamellen erzeugen je nach Standort differierende Ansichten und wechselnde Schatten. Die Verkleidung ist jedoch nicht bloßes Ornament, sondern macht die Deckeneinbauten so gut wie unsichtbar. Die Wände sind mit Baumstammscheiben bekleidet, die wie gestapelte Holzstöße erscheinen. Des Weiteren dienen gestapelte Weinkisten und Schreibtafeln als Wanddekoration.
Das Zentrum des Gastraumes wird durch die Kochstelle, einen Natursteinblock, gebildet. An diesen schließt sich eine Speisetafel aus dem gleichen Stein an. Gegessen wird in der Küche – einfach, im wörtlichen Sinn. Die weiteren Essgelegenheiten bestehen aus massiven Holztischen und Bänken, sogar aus Stehtischen aus Baumstämmen. Unkompliziert auch das kulinarische Angebot hier, denn wie erwähnt, war die konsequente Umsetzung des Konzeptes oberstes Gebot. S.G.
Objekt: Restaurant SEVEN
Standort: Via Moscia 2, Ascona/CH
Bauherr: Familie Breuer, Ascona
Innenarchitekt: Bert Haller Innenarchitekten, Mönchengladbach, www.bert-haller.de
Architekt Phase 1: Studio Tresoldi, Locarno,
tresoldicavalliarch@bluewin.ch
Architekten Phase 2: Studio di architettura G.Tallone, Ascona, arch.tallone@ticino.com und
Studio die architettura M. Azzola, Ascona,
marco.azzola@aapl.ch
Mitarbeiter: Vinh Loi La (Projektleitung), Dirk Heese, Ulrike Jacobs
Gastronomieberater: Stalder Projects, Ascona/CH, www.stalderprojects.ch
Nutzfläche NF: 284 m²
Funktionsfläche FF: 119 m²
Verkehrsfläche VF: 121,8 m²
Wand-/Bodenbelag: Naturstein Valser Quarzit,
Truffer AG Vals/CH, www.truffer.ch
Flächenbündige Türgarnitur: www.fsb.de
Möbel:
www.dedon.de,
www.zanotta.it,
www.lambert-home.de,
www.gervasoni1882.it,
www.plank.it,
www.horgenglarus.ch,
Beleuchtung:
www.kreon.be,
www.foscarini.com,
www.moooi.nl,
www.flos.com,
www.tobias-grau.com,
www.ingo-maurer.com,
www.rsl.de,