Spielen im
Passivhaushügel
Kindertagesstätte Heidenau
Mit ökologischer Bauweise und Passivhaus-Technik setzten Stadt und Architekt für den Kindergarten in Heidenau auf Schutz der Umwelt und hohe Lebensqualität für die Kinder.
2007 beschloss die Stadt Heidenau den Neubau einer Kindertagesstätte für 72 Kinder am Stadtparkhügel. Aus dieser geographischen Ausgangssituation heraus entwickelte Olaf Reiter und Günther Rentzsch von der Architektengemeinschaft Reiter & Rentzsch, Dresden, seine Entwurfsidee: Der Hügel sollte nicht verschwinden, sondern das neue Gebäude hervorbringen, der Baukörper zu einem Teil der Landschaft werden. Die organische Form der Gebäudehülle wird auch im Grundriss fortgesetzt, der sich wie das wellenförmig verlaufende und aus dem Gelände herauswachsende Dach behutsam in die Landschaft einfügt und so den Erhalt desBaumbestands auf dem Grundstück ermöglicht. Die gesamte Fläche von 660 m² ist eingeschossig und barrierefrei, auch um Aufwendungen für den Brandschutz zu minimieren, und bietet von überall direkte Verbindung zum Außengelände.
Der Kindergarten wurde in ökologischer Passivhaus-Bauweise errichtet. Grundsätzlich wurden nur vom Bundesministerium für Umwelt empfohlene Baustoffe verwendet. Wände, Dach und Fußböden wurden besonders gut wärmeisoliert und luftdicht hergestellt. Für die Außenwand wurde ein Ziegel mit Perlitfüllung verwendet. Perlit, ein
mineralisches Naturprodukt aus vulkanischem Glas, enthält bis zu 2 % Wasser, das beim Glühen auf bis zu 1 000 °C verdampft und den Baustoff auf bis zu 20fache seines Ursprungsvolumens aufbläht. Mit einer Schüttdichte von nur noch 50 bis 100 kg/m³ und einer Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,040 bis 0,070 W/mK ist das Granulat Blähperlit vielseitig einsetzbar. Es ist nicht brennbar, widerstandsfähig, ungezieferbeständig und verrottet nicht - und baubiologisch unbedenklich.
Auf die Mauerwerkswand folgt ein diffusionsoffener Wandaufbau aus Mineralwolldämmung und einer hinterlüfteten Lärchenholzfassade. Der Wandaufbau ist passivhaustauglich und hat einen u-Wert von 0,11. Holzfenster und Pfosten-Riegel-Verglasung sind als passivhaustaugliche 3-Scheiben-Isolierverglasung ausgeführt. Dem Sonnenschutz dienen Holzschiebeelemente und der tiefe Dachüberstand. Das Dach ist ein gewelltes Flachdach mit 3 % Gefälle nach Norden mit einer Tragkonstruktion aus Holzpfetten und einer Vollsparrendämmung aus Zellulose. Die extensive Dachbegrünung hält ca. 50 % des Regenwassers auf dem Dach und trägt zu einer Verbesserung des Mikroklimas auf dem Grundstück bei. Im Dach integriert sind Lichtkuppeln, die Tageslicht in den Gangbereich hereinlassen. Hanf als Material für die Schalldämmung und Flachs bzw. Kokosfasern für das Schließen von Fugen komplettieren das ökologische Baustoffkonzept.
Das Gebäude wird über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung beheizt. Zusätzliche Heizflächen dienen der Absicherung einer Grundheizlast im Außerbetrieb der Lüftungsanlage und zur Unterstützung im Aufheizbetrieb. Die Restwärme (normal 7 kW, für die Aufheizung 23 kW) für die Zulufterwärmung und Wandheizung und Heizkörper wird über Fernwärme bereitgestellt. In die Gruppenräume wird bis zum Erreichen einer definierten Ablufttemperatur ein Maximalvolumenstrom eingeblasen, dann wird auf Grundlüftung umgestellt. Zusätzlich wird bei Erreichen eines voreingestellten CO2-Wertes auf Maximallüftung bis zum Unterschreiten des Sollwertes umgeschaltet. Eine Überheizung wird durch die eingebaute Überwachung der Außentemperatur verhindert. Die Anlage schaltet in diesem Fall automatisch auf Grundlüftung um. Sinkt die Temperatur im Gebäude unter 17 °C, schaltet sich die Lüftungsanlage ein, um das weitere Absinken der Temperatur zu verhindern.
Zur Warmwasserbereitung dient eine auf dem Dach aufgestellte 13 m² große thermische Solaranlage. Ein Pufferspeicher mit 738 l Fassungsvermögen speichert die solare Wärmeenergie, ein darin integrierter Tank (174 l) fungiert als Warmwasserspeicher. 26 % des jährlichen Warmwasserbedarfs werden von der Solaranlage gedeckt.