St. Ansgar, Hamburg-Niendorf
Sorgfältigkeit im Weiterbauen resultiert aus dem genauen Hinsehen und dem Verstehen des Vorgefundenen. Die Grundsanierung und der behutsame Umbau der 1962 von Karlheinz Bargholz entworfenen Kirche St. Ansgar – eine heute unter Denkmalschutz stehende
Erweiterung der hier seit 1934 vorhandenen Kapelle – zeigt im Ergebnis genau diese Sorgfalt. So hat der Architekt Andreas Rowold den mit wenigen architektonischen Mitteln dramaturgisch inszenierten Kirchbau unauffällig, aber effektvoll um den Pronaos (Vorhalle) und eine Sakristei erweitert.
Mit „Vom Dunkel zum Licht“, von der dämm-rigen Vorhalle zum hellen Altarraum, verstärkt der Architekt schon vorhandene liturgische Raum- und Daseinsauffassungen. Neben der Klärung von Übergängen und Niveauversprüngen ergeben Materialvarianzen, Lichtfugen, neue Portale und Türen, neu entworfene Möbeln und sakrale Gegenständen wie der Tabernakel (Ambo und Taufbrunnen sind von der Künstlerin Ricarda Wyrwol) Zeitgenossenschaft im historischen Kontext.
Dass Pronaos und Sakristei in vom Bestand kaum unterscheidbarem Ziegelmauerwerk ausgeführt wurden, das sich in Art und Weise (z. B. Verzahnungen, Verband etc.) eher an handwerkliche Vorzeiten denn industrielle Gegenwart anlehnt, verleiht der Sanierung genau die Souveränität, die Ausdruck von Sorgfalt und Verstehen ist. Be. K.