Tegel steht unter Denkmalschutz
Mit dem Berliner Flughafen starteten die Hamburger Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg eine Architektenkarriere, wie sie heute kaum noch vorstellbar ist. Am 16. März 1966 gewannen sie als „von Gerkan und Marg“ einen international ausgelobten Ideenwettbewerb „Flughafen Berlin-Tegel, Bauzone Süd“. Mit einer Konzeption, die bis heute wohl die meisten Flughäfen der Welt geprägt hat: dem Drive-in-Flughafen. Der Entwurf sah zwei große, sechseckige Baukörper vor, von denen der östliche bis heute nicht realisiert wurde. In einem Verbindungsteil (ohne verbindende Funktion) liegen die Hallen für die zentrale An- und Abfahrt der Fluggäste, das Restaurant und der Kontrollturm. An den fünf freien Seiten des Sechsecks befinden sich die Flugzeugpositionen. Der Fingerflugsteig bildet einen geschlossenen Ring, in dem die Parkplätze für Dauer- und Kurzparker untergebracht sind. Insgesamt zielte der Entwurf auf höchste Wegeeffizienz bei gleichzeitig hohen Abfertigungsraten.
1974 wurde der Flughafen TXL als zweiter Berliner Flughafen eröffnet, jetzt, 45 Jahre später, hat ihn das Landesdenkmalamt Berlin unter Denkmalschutz gestellt. Geschützt seien nun, so die Berliner Kulturverwaltung, die beiden Bereiche Tegel Süd „Otto Lilienthal“ (Foto) und Tegel Nord „Französisch-amerikanischer Militärflughafen“.
Man wird die Unterdenkmalschutzstellung als eine späte Anerkennung einer architektonischen Leis-tung interpretieren können, ganz sicher aber auch muss man sie im Zusammenhang mit der anstehenden Umbauplanung sehen, die bereits in der Konzeptphase ist und deren Ziel ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien ist: „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“. Deren Eingriffstiefe ist im Augenblick zwar nicht relevant für die Gesamtstruktur des dann nur noch Flughafendenkmal seienden Baus, aber wie gesagt: Das Land ist erst in einer Konzeptphase angekommen, bauliche Maßnahmen sind noch nicht skizziert.
Aber Mut: Beginnen soll die Umnutzung und damit die Weiternutzung des Flughafengebäudes erst ein halbes Jahr nachdem der – ebenfalls von gmp entworfene – BER seine Funktion als Hauptstadtflughafen aufgenommen hat. Möglicherweise dauert das ja noch ein paar Jahre und vielleicht kommt es am Ende soweit, dass man den BER aus denkbaren Gründen ebenfalls unter Schutz stellt und die „Urban Tech Republic“ dort installiert. Dann bleibt TXL, was er immer schon war: ein gut funktionierender Verkehrsknoten mittlerer Größe, der in der aktuellen Umweltdiskussion im Zusammenhang mit Vielfliegerei ein Ausrufezeichen der Vernunft in die Höhe hält. Dafür ist ein Denkmal doch da: Denk mal (nach)! Be. K.