Textilfassade mit Wickeltechnik −
Texoversum, Reutlingen

„Die Zukunft des Bauens liegt in einer nicht nur technologisch verstandenen Interdisziplinarität. Architektur ist damit das gebaute Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen.“ Prof. Markus Allmann,
Allmann Sattler Wappner

Am Neubau für den Arbeitgeberverband Südwesttextil in Reutlingen setzen Allmann Sattler Wappner Architekten, Menges Scheffler Architekten und Jan Knippers Ingenieure erstmalig eine Fassade aus Kohlenstoff- und Glasfasern um. Das Texoversum ist Lehr-, Forschungs- und Innova­tionszentrum für die Querschnittstechnologie ­Textil und wird ein kommunikativer Baustein ­im städtebaulichen Gefüge der Hochschule. Die drei Architektur- und Ingenieurbüros zeichnen als Team für den Entwurf verantwortlich und wurden im Gutachterverfahren mit dem ers­ten Preis ausgezeichnet. Das Projekt soll 2021 realisiert werden.

Das architektonische Konzept basiert auf der Auseinandersetzung mit dem Thema Textiles Bauen. So spiegelt sich das Entwurfsthema sowohl strukturell in der Verwebung der Funktionen wider als auch in der impulsgebenden Gebäudehülle. Die Entwurfsthemen Durchlässigkeit und Vernetzung setzen sich in der Konzeption des Baukörpers fort. Versetzte Ebenen verbinden die verschiedenen Nutzungsbereiche und bilden ein räumliches Kontinuum. Als textile Räume gestaltete Sitzstufen verbinden die Raumebenen, die bei Bedarf flexibel mit textilen Vorhänge zoniert werden können. Das offene Raumkonzept schafft für die unterschiedlichen Nutzergruppen eine gemeinschaftliche Arbeitsatmosphäre, fördert die Kommu­nikation und bietet Plattformen für einen lebendigen Austausch.

Robotische Wickeltechnik

Die Innovationskraft faserbasierter Werkstoffe und textiler Techniken konnten die Institute der Universität Stuttgart von Achim Menges (ICD) und Jan Knippers (ITKE) bereits an ihrem Pavillon für die Bundesgartenschau in Heilbronn 2019 demonstrieren. Am Texoversum wird die Technologie erstmalig in ein reales Bauprojekt überführt. Es wird mit fünf Basismodulen gearbeitet, die komplett selbsttragend sind. Die dreieckigen Fassadenelemente werden miteinander verschraubt und benötigen keine unterstützende Tragstruktur.

Durch einen speziell für dieses Projekt entwickelten, robotischen Wickelprozess wird jedes einzelne Fassadenmodul individuell an die Erfordernisse seiner Nutzung angepasst. In welcher Abfolge die Pins auf den Rahmen der Elemente vom Roboter angesteuert und mit dem Endlosfaden aus Carbon- und Glasfaser umwickelt werden, wird durch die Lochgröße definiert. Die Größe der Öffnung wiederum wird bestimmt von der Orientierung und den funktionalen Anforderungen: Die gestaltprägenden Fassadenelemente dienen als Sonnen- und Blendschutz sowie als Absturzsicherung.

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