Die Paradigmenwechsel im Wohnbau sind träge. Während auf dem Markt der Form- und Materialvarianten der Zeitgeist die Trends vorgibt, sind typologische Neuerungen selten. Dennoch wird momentan ein Wendepunkt markiert, da der Klimawandel die Nachhaltigkeitsdebatte zum common sense gemacht hat. Damit die sinnvolle Forderung nach mehr Dämmung nicht städtische Höhlen generiert, ist typologische Innovation bei der Differenzierung von Innen/Außen Bezügen gefragt. Die Errungenschaften regenerativer Energieformen müssen sowohl in technischer als auch in ästhetischer Hinsicht umgesetzt werden.
Oben/Unten Bezug: die Horizontalschichtung
Wir beschäftigen uns mit der Qualitätsanreicherung und Interpretation der Schichtung von Wohnungen im verdichteten, urbanen Kontext. Wir distanzieren uns von der herkömmlichen horizontalen Aufteilung der Wohngeschosse und der damit verbundenen, direkten Kopplung von der Position der Wohnung an den Kaufpreis. Wenn wir von einer Dreischichtung des normalen Wohnungsblockes ausgehen – in Erdgeschosszone, Mittelwohnungen und Dachgeschoss – sind die Erdgeschoss- und 1. Obergeschosswohnung am dunkelsten (wenig Gartenfläche), die Dachgeschosse am hellsten, die Zwischengeschosse gewinnen je nach Geschossposition an Lichtqualität. Dementsprechend hochpreisig werden diese Einheiten angeboten und dementsprechend klar sind die Qualitäten verteilt.
Werden nun Außenraumbezüge in die unteren Geschosse und Zwischengeschosse gebracht und die Ebenen untereinander verbunden, erreicht man ein vielfältiges, flexibles, luft- und lichtdurchflutetes Wohnen. Die Geschosse untereinander weisen individuelle Vorteile gegenüber anderen Wohnungen auf: Patios, Atrien, Lufträume, Terrassen, Grünflächen, Loggien und Balkone werden je nach Konzept und Bedürfnis auf die einzelnen Ebenen verteilt. Im Grunde ist der Außenraumbezug, das heißt die Verbindung der Lebensräume mit Gärten und Terrassenflächen, eine unerlässliche Forderung unserer Architektur. Unser Projekt in der Gormannstraße in Berlin-Mitte bildet mit seinen introvertierten Patios, die sich im Inneren des Gebäudes befinden, und seinen vertikalen fließenden Räumen hierzu ein gutes Beispiel.
Innen/Außen Bezug: der Dachpark in der verdichteten Stadt
Dächer werden meist mit Terrassen in der Staffelgeschosszone ausgebildet. In selteneren Fällen entstehen ganze Dachlandschaften und größere zusammenhängende Dachbegrünungen. Es wäre möglich, durch einfache Rahmenprogramme und Vereinbarungen der Hauseigentümer untereinander, einen straßenbegleitenden Hochgarten entstehen zu lassen, der partiell mit anderen Häusern verbunden wäre und Grünflächen anbietet.
Neben der Verbesserung des städtischen Klimas und der energieeffizienten Komponente eines Gründaches, würde diese real-utopische Gartenwelt eine echte Alternative zu den erdgeschossigen Einfamilienhäusern bieten; ca. 20 Meter über Straßenniveau. Wir haben solche Dachwelten im Einzelnen mehrfach umgesetzt, sowohl mit großen, privaten Terrassen, als auch gemeinschaftlichen Dachgärten. Der ehemals natürliche Grund und Boden, der unseren Städten und Gebäuden weichen musste, könnte auf solche Art und Weise auf den Dächern wieder neu zum Leben erweckt werden.
Die Architekten
Für HSH Hoyer Schindele Hirschmüller, BDA Architektur ist Berlin der Ausgangsort ihrer Arbeit. Seit 1997, dem Jahr der Bürogründung, planen sie von hier aus Bauvorhaben im In- und Ausland. Seit 2005 sind alle drei Partner Mitglied im BDA. Derzeit sind 12 Mitarbeiter für das Büro im Einsatz. Partner sind: Florian Hoyer, Studium an der TU Braunschweig, der Polytecnica Barcelona und der TU Berlin. Harald Schindele, Studium an
der TU Braunschweig und der Architec-tural Association, London. Markus Hirschmüller, Studium an der TU Braunschweig und der Universität Stuttgart, Master-studium am Southern Californian Institute of Architecture in Los Angeles als DAAD-Stipendiat.
hsharchitektur.de
Die Architekten
Für HSH Hoyer Schindele Hirschmüller, BDA Architektur, Wolliner Straße 18/19, 10435 Berlin, www.hsharchitektur.de, ist Berlin der Ausgangsort ihrer Arbeit. Seit 1997, dem Jahr der Bürogründung, planen sie von hier aus Bauvorhaben im In- und Ausland. Dabei bedienen HSH ein breites Spektrum vom individuellen Wohnhaus, über Büro- und Wohnquartiere bis zur Umnutzung von Industriearealen. Neben Beteiligungen an nationalen und internationalen Wettbewerben und Gutachten sind die meisten Aufträge des Büros Direktaufträge. Seit 2005 sind alle drei Partner Mitglied im Bund Deutscher Architekten BDA. Derzeit sind 12 Mitarbeiter für das Büro im Einsatz. Im engen interdisziplinären Austausch verstärken HSH sich um Spezialisten, immer abgestimmt auf die jeweiligen Herausforderungen der Bauaufgabe.
Florian Hoyer: geboren 1962, Studium an der TU Braunschweig, der Polytecnica Barcelona und der TU Berlin. Harald Schindele, geboren 1966, Studium an der TU Braunschweig und der Architectural Association, London. Markus Hirschmüller, geboren 1967, Studium an der TU Braunschweig und der Universität Stuttgart, Masterstudium am Southern Californian Institute of Architecture in Los Angeles als DAAD-Stipendiat, seit 2003 Büropartner.