VDI
Wie kann künstliche Intelligenz Planungen unterstützen und wie machen Sie ihre Mitglieder da zukunftsfähig?
VDI: Künstliche Intelligenz ist ein wesentlicher Schlüssel, um die ständig wachsenden Anforderungen und Herausforderungen an das Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken zukünftig überhaupt noch bewerkstelligen und die damit zusammenhängenden Prozesse auch wirtschaftlich für Inhaber und Nutzer darzustellen zu können. Nur mit dem Potential von Künstlicher Intelligenz wird es möglich sein, Geschäftsergebnisse im Lebenszyklus von Gebäuden zu verbessern.
So müssen beispielsweise die Genehmigungsprozesse schneller und effektiver sowie der Materialeinsatz zur Errichtung von Bauwerken drastisch reduziert werden. Hier kann die KI helfen, um z. B. schlankere Tragwerke zu konstruieren, bisher nicht übliche Materialkombinationen zu entwickeln bzw. situations- und nutzerbezogen auszuwählen. Auch hinsichtlich der Simulation von außergewöhnlichen Szenarien, z. B. von Naturkatastrophen, Brandereignissen oder Panik wird KI in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen.
KI wird das Ingenieurwesen aber nicht nur bei Planung und Bau unterstützen. Insbesondere während der ungleich längeren Nutzungsphase ergeben sich viele neue Möglichkeiten. Gebäude werden zukünftig digitalisierte Plattformen darstellen, welche eine Vielzahl von Services für ständig wechselnden Nutzer bereitstellen. Einige kennen wir jetzt mit Sicherheit noch gar nicht – oder zumindest erwarten wir diese Services (noch) nicht von Bauwerken. KI wird hierbei eine äußerst wichtige Rolle spielen, z. B. hinsichtlich des Energie- und Lastmanagements von Gebäuden, Arealen und Städten. Auch die Auswertung und Steuerung von Energieflüssen oder die Anpassung der Gebäudefunktionalitäten an individuelle, sich ggf. stetig ändernde Bedürfnisse der in den Gebäuden agierenden Menschen werden zeitnah, oder sogar in Echtzeit, möglich sein.
Immer größer werdende Datenströme müssen dabei aber auch hinsichtlich des Datenschutzes handhabbar bleiben. KI kann in großer Geschwindigkeit Anomalien entdecken, Kommunikationswege beobachten und (rechtssicher) dokumentieren sowie Warnungen klassifizieren und Schwellenwerte überwachen etc. Sie stellt somit auch einen wesentlichen Beitrag zur aktiven Abwehr von Cyberattacken dar.
Eine Grundvoraussetzung für jegliche KI-Anwendung sind von Menschen gesetzte Regeln als ethische und technische Leitplanken. Im VDI beschreiben wir in unseren Richtlinien die Anerkannten Regeln der Technik, somit diese technischen Spielregeln. Beispielsweise ist ein digitales Gebäudemodell, das auch während der Nutzungsphase mit Informationen angereichert wird, für viele KI-Anwendungen im Bauwesen eine Voraussetzung. Mit unseren Richtlinien zum Thema Building Information Modeling (BIM) schaffen wir hierbei die Leitlinien für diese digitalen Modelle.
Auch unterstützen wir unsere Mitglieder durch zahlreiche Fachinformationen zum Thema KI sowie ab 2022 dann auch hoffentlich wieder durch entsprechende Veranstaltungen.
Im VDI sind alle Ingenieurdisziplinen beheimatet. Wir können unsere Themen im größten interdisziplinären Techniknetzwerk mit den unterschiedlichen Fachdisziplinen diskutieren, uns ergänzen, Dinge adaptieren. Gerade beim Thema KI ist das wohl unabdingbar. Denn neben bauwerksbezogenen Herausforderungen sind Themen wie Big Data, Datensicherheit und auch ethisch-moralische Fragestellungen nur gemeinsam lösbar. Getreu dem Motto: Wir machen Dinge gemeinsam besser!
Dipl.-Ing. Andreas Wokittel
Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik,
www.vdi.de