Vom Herrschersitz zum Bürgerschloss
Nicht hü, nicht hott: die Wiedererstehung des Potsdamer Schlosses

Die Frage, die sich Peter Kulka stellte, „Was hätte Knobelsdorff an unserer Stelle gemacht“? beantwortet er nicht. Wie auch, Herr Knobelsdorff, der für den Entwurf des im Krieg 1939-45 schwer beschädigten und 1960 schließlich gesprengten Schlosses verantwortlich zeichnet, ist seit längerem verstorben (1753, in Berlin). Wahrscheinlich hätte er, in den letzten 250 Jahren zu einem Rationalisten à la Ungers gereift, eine Art Messezentrum errichtet, viel Stahl, viel Glas, viele Achsen.

Doch Peter Kulka und Henryk Urbanietz haben anders, haben sich für einen Abzug vom wie auch immer Original entschieden. Anderes werden die Dresdner wohl auch nicht gedurft haben, sind sie doch Mitspie-
ler in einem Investorenverfahren gewesen,
in welchem der Finanzier – hier die BAM Deutschland GmbH, eine Tochter der niederländischen Royal BAM Group – zu entscheiden hat, mit welchen gestalterischen Mitteln die Wahrscheinlichkeit am größten ist, ein 120-Mio.-€-Projekt an Land zu ziehen; im massenkonsensualen Deutschland geht das zur Zeit nur mit Stilklischees.

Der Kulka-Entwurf reagiert auf die neue und mit dem alten Grundriss nicht leistbare Anforderung, 19 000 m² Nutzfläche unterzubringen mit der Verbreiterung des Zentralbaus und der anliegenden Flügel (jetzt Zweihüfter) zum Innenhof; dieser verliert hier-
durch rund 1500 m² Fläche. Auch setzt Kulka ein zusätzliches Geschoss auf die drei Flügel, eine Erhöhung, die optisch kaum auszumachen ist. Untergebracht wird in dem Landtagsneubau mit geglättetem Rokokokleid und Flachdächern der Plenarsaal mit Bürgertribüne, weitere Sitzungssäle, Räume des Landtagspräsidiums, Verwaltungs-, Fraktions- und Abgeordnetenbereiche, ein Foyer, Restaurants, die Bibliothek; neue Treppenhäuser verkürzen die Wege und bringen Tageslicht in die jetzt tieferen Räume.

Dass Vereine wie Mitteschön oder andere Repräsentanten des „Es fällt mir nichts neues mehr ein, nehmen wir doch das Alte“ mit Kulkas nicht hü nicht hott-Entwurf unzufrieden sind, konnte erwartet werden; dass sie dennoch das „besser so als gar nichts“ feststellen liegt wohl auch daran, dass die Wiedergängerschaft von Totalrekonstruktionen eine heikle, wenn nicht gar eine aussichtslose Sache ist. Viele Fragen bleiben, auch die, welche Rolle das Potsdamer Schloss bei der anstehenden Länderfusion (Berlin mit Brandenburg) spielen wird. Be. K.

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