Weltarchitektur steht in MailandDas World Architecture Festival in Barcelona nennt die Besten
Zum ersten Mal lud das B2B-Unternehmen Emap nach Spanien ein, und offenbar waren die drei Tage ein prächtiger Erfolg für die Mediagroupe aus Großbritannien, die unter anderem den World Retail Congress oder das Cannes Lions International Advertising Festival verantwortet; auf letzterem werden die Löwen für die weltbesten Werbefilme, Werbekampagnen etc. verliehen. Emap ist ebenso die verlegerische Heimat der Architectural Review, des Architects‘ Journal oder des Middle East Economic Digest. Die Affinität zu Architektur und Werbung/Event nutzten die Londoner also und luden die Architektenwelt nach Barcelona. Das Konzept ist hier denkbar einfach, man schreibt einen Wettbewerb aus, welcher am Ende die weltbeste Architektur 2008 aus der Kiste zieht.
Dieses Versprechen sowie die hohe Zahl der 722 Einreichungen aus 63 Ländern in 17 Kategorien, allesamt von der, wie der Auslober betont, Crème de la crème des internationalen Architekturjetsets geplant, lockte immerhin rund 2000 Gäste, die es sehen wollten, das Weltbeste. Und sie wollten natürlich die sehen, die auf die Shortlist am Ende kamen und ihr Projekt öffentlich zu präsentieren hatten. Es lag Glamour in der Luft der Ankündigungswochen, und schließlich der Name des Gewinners auf einem goldenen Tablett: die Università Luigi Bocconi in Mailand. Architekten: Grafton Architects, Dublin/Irland. Auf die Shortlist hatten es noch zwei deutsche Büros geschafft, 3deluxe aus Wiesbaden mit ihrem Leonardo Glass Cube in Bad Driburg; Kategorie: Produktion. Sowie Meixner Schlüter Wendt Architekten, Frankfurt am Main, die den Preis in der Kategorie Religion und Kontemplation mit der Dornbusch-Kirche in Frankfurt gewannen.
Der Erweiterungsbau der privaten, 1902 gegründeten Wirtschaftsuniversität im südlichen Herzen Mailands, steht auf einem rund 90 x 180 m langen, nord-südlich gestreckten Grundstück im Norden des Uni-Campus. Die Architekten haben mit dem Bau eine kleine Stadt gebaut, deren mehr als 1000 Räume über weite, mit Tageslicht versorgte Straßen und Plätze auf unterschiedlichen Ebenen verbunden sind. Der Neubau zeichnet sich durch seine Klarheit in der Setzung aus, der Fügung der Volumen sowie das gekonnte Spiel mit dem Tageslicht bis in die untersten Geschosse.
In 2009, so der Auslober, werde man das WAF neu auflegen. Vielleicht sehen wir dann wieder so unglaubliche Gewinner wie den Schafstall im niederländischen Almere in der Kategorie „Pleasure“; und vielleicht wieder einmal ein deutsches Büro auf dem Treppchen, wenigstens aber ein paar mehr bei den Einreichern! Be. K.