Wohnen 2015 – und danach
Solar Decathlon 2010, Madrid

Die Zukunft beginnt in fünf Jahren: Wohnen 2015, so lautet die Entwurfsaufgabe seit 2002 für jeden Solar ­Decathlon. Auch in diesem Jahr, beim ersten europäi­schen Zehnkampf in Madrid, blieben Thema und Aufgabe die gleichen: Der Entwurf eines Hauses für zwei Personen mit maximal 74 m² Grundfläche, das sich ener­getisch, funktional und architektonisch gleichermaßen hervortut – eine Utopie für energieeffizientes Wohnen.

Die Konkurrenz war hart, und es war ein knappes Rennen: Das amerikanische Team aus Virginia platzierte seine lichtdurchflutete Stahlkonstruktion mit dem Namen Lumenhaus auf Platz eins. Die Hochschulen aus Rosenheim und Stuttgart waren dem Sieger mit kleinen Punktabzügen dicht auf den Fersen, die Teams aus Grenoble und Helsinki erreichten Platz vier und fünf.

Eine Jury bewertet die Prototypen anhand von zehn Kriterien – jeweils eines an einem Wettbewerbstag. Viele der Innovationen waren aus den letzten Wettbewerben bekannt, wie das Phase Change Material, die effiziente Wärmepumpe, zentrale Bedienoberflächen, die neueste solare Technik und die Plusenergiebilanz. Durchschnittlich liegt der errechnete Verbrauch für jeden der rein mit Strom betriebenen Prototypen hochgerechnet auf ein Jahr bei 4 000 bis 5 000 kWh/a. Die errechneten Energieerträge durch Photovoltaik liegen teilweise bei dem drei- bis vierfachen. Die überschüssige Energie kann ins Stromnetz eingespeist werden oder zusätzliche Systeme wie ein Auto mit Energie versorgen.

Hightech war der Trend, und fast alle Hochschulen setzten auch optisch darauf: Die Gestaltung der Fassade war ganz der Energie und einer technischen Zukunftsvision untergeordnet. Kein anderes Bauteil hatte derart viele Aufgaben im Wettbewerb: Sie musste auffallen, damit sich der Prototyp von der Konkurrenz abhebt; sie musste gegen Hitze dämmen und Tageslicht ausnutzen, um Energie zu sparen; sie musste so viel Energie wie nur möglich produzieren; musste modular vorgefertigt und robust sein, damit Transport und Montage schnell und ohne Verschleiß möglich sind, und sie sollte die Idee vom solaren Wohnen verkaufen. Nur günstig, das musste sie dank der Sponsoren nicht sein.

Insgesamt wurde der belohnt, der weder Kosten noch Mühen scheute, um innovative und produktive Techniken einzubauen, um die Energie- wie auch Klimawerte zu optimieren. Das Material für die deutschen Prototypen kostet jeweils rund 400 000 bis 500 000 €, den Wert der vielen Stunden Planung und Ausführung noch nicht eingerechnet. Nicht immer resultiert daraus die beste Architekturlösung und manches, was architektonisch interessant ist, zeigt Schwächen in der Technik. Die DBZ zeigt Ihnen fünf Projekte, darunter auch welche, die es nicht aufs Treppchen geschafft haben. Denn in der Vielfalt zwischen Low-Budget und Hightech und zwischen Architektur und Technik verbirgt sich unsere Wohnzukunft für 2015 – und danach.

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