Die längste 3D-Membranfassade der Welt
Dortmund ist immer für eine Überraschung gut, jetzt punktet die Stadt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets mit der längste 3D-Membranfassade der Welt. Diese soll den mit rund 360 m sehr langen Parkhausriegel für die Mitarbeiterinnen am Firmensitz und Logistikzentrum von TEDi für die gegenüberliegende Wohnbebauung ein wenig ansprechender gestalten. Inspiriert von einer mehrdimensionalen Vorhangfassade, die der Textilfassadenspezialist Typico GmbH für eine Musikschule umgesetzt hatte, entwarfen die Architekten Spital-Frenking + Schwarz Architekten u. Stadtplaner aus Dortmund ein Fassadenkonzept, das eine Vorhangfassade aus unterschiedlich geformten Wellen vorsah. Das sollte ein visuelles Spiel entstehen lassen, das dem Parkhaus aus Betonfertigteilen nicht nur seine Monotonie nimmt, sondern es zudem zu einer Landmarke machen sollte.
Die besondere Freiform der Verkleidung in dieser Dimension (Höhe von knapp über 11 m) ließ sich nur mit einer Textilmembran bauen. Anspruchsvoll waren Planung und Umsetzung in Bezug auf die Genehmigungsverfahren wie Be-/Entlüftung, Brandschutz und insbesondere die Statik. Die vorhangähnliche Konstruktion besteht aus zwei oben und unten parallel verlaufenden Bogenlinien, zwischen die die Membran gespannt wird. Das klingt einfach, musste aber gegen vielerlei Bedenken durchgefochten werden; so auch dadurch, dass der Textilhersteller eine Musterfassade im Maßstab 1 : 2 auf eigene Kosten anbot, verbunden mit der Vereinbarung, im Falle einer einwandfreien Funktionstüchtigkeit und erfolgreichen Absolvierung aller Genehmigungsverfahren den Auftrag zum vereinbarten Budget zu erhalten.
Dem Stützenraster des Standard-Parkhauses folgend, wurde alle 2,5 m eine Konsole gesetzt, die über eine Verbindung an das in Freiform gebogene Stahlrohr andockt. Um diese Last aufzunehmen, wurde dieses mit einer Wandungsstärke von 19 mm dimensioniert, was über diese Strecke ein Gewicht von mehreren Tonnen bedeutet, im Detail aber filigran daherkommt. In das Stahlrohr ist das Aluminiumschienen-Kedersystem eingebettet, das die Membran aufnimmt und jeweils in der gleichen Form gebogen ist wie das Stahlrohr. Dazwischen wird die Membran über eine Strecke von 11 m mit einem angeschweißten Keder verspannt.
Dass die leicht dehnfähige, etwa 4 000 m² große Membran PVC beschichtet ist, fällt in der Gesamtbetrachtung des Projekts vielleicht noch am wenigstens ins Gewicht. Dass die wunderbare Welle ein Gebäude kaschiert, das dem Individualverkehr massenhaft Platz einräumt, ist eher das Problem. Direkt vor dem Firmengelände gibt es eine Straßenbahnlinie mit Halt am TEDi-Standort. Be. K.