Textilakademie NRW, Mönchengladbach
Der Erweiterungsbau von sop architekten und formTL auf dem Campus der Hochschule Niederrhein schafft neue Lehrräume. Die Textilakademie NRW in Mönchengladbach lässt bereits außen die Funktion des Gebäudes erkennen. Mit einer die Fassade umspannenden Textilmembran schaffen die Architekten den Bezug zur Textilindustrie.
Für die Textilakademie NRW entwarfen sop architekten einen Kubus, der einem Atrium, Lehr- und Verwaltungsräume und einer Aula Platz bietet. Über drei Geschosse verteilen sich die Räume des neuen Campusgebäudes der Hochschule Niederrhein. Umhüllt von einer textilen Membran, ist das Gebäude auf dem Campus weithin sichtbar.
Textile Membran als zweite Fassade
Für die textile Membran arbeiteten die Düsseldorfer Architekten eng mit dem Ingenieurbüro fromTL zusammen, die die Seile, Stahlunterkonstruktion und Membran entwarfen und die Konstruktion berechneten. Die Konstruktionsweise war eine Herausforderung, da sämtliche Stoffbahnen der textilen Fassade sich in ihren Zuschnitten voneinander unterscheiden. Hinzu kam der Wunsch der Architekten nach einer möglichst schlanken, unscheinbaren Tragkonstruktion. Beide Parameter erforderten eine präzise Planung und enge Abstimmung der Projektbeteiligten untereinander: Basis für die vorgespannte Fassade bildete die mit Kehl- und Gratseilen formgefundene Membran-Seil-Konstruktion. Als formgebende und lastabtragende Elemente sind die Seile linear entlang der Fassade von oben nach unten in Kehle und Grat gespannt, so teilen sich die Seile die Last von Windsog und -druck.
Konstruktion Textilfassade
Die aus einzelnen Stoffbahnen zusammengefügte, rund 2.100 m2 große, textile Hülle schlingt sich abwechselnd vor bzw. hinter den Seilen ondulierend um den Kubus. Sowohl die Seile als auch die Membrane sind an einer Stahlkonstruktion aus liegenden Stahlbögen gelagert. Aus quadratischen Hohlprofilen geformt, verleihen die unterschiedlichen Bogenradien der wellenförmigen Hülle eine besondere Dynamik. Ihre Verankerung am Massivgebäude erfolgt oben über Stahlkonsolen und Stahlschwerter, wobei die Anschlüsse gelenkig ausgeführt sind. Die schrägen Abstützungen waren aufgrund des Lastabtrages in den Massivbaukörpern erforderlich, um die Stabilität der vorgehängten Fassadenhaut zu gewährleisten. Am unteren Abschluss wird die Last direkt in die Bodenplatte bzw. die Decke der Tiefgarage abgetragen. Als statische Herausforderung zeigte sich neben den unterschiedlich geformten Stoffbahnen und dem teils großen Abstand zwischen Hülle und Massivbau auch die Durchdringung der außen am Gebäude angebrachten Dämmung.
Um dem Gewand eine möglichst leichte Wirkung zu verleihen und die Konstruktion weitgehend zu verbergen, wurde das Gewebe nicht unmittelbar an den liegenden Stahlbögen befestigt. Angeschweißte, gebogene Stahlleisten bilden den optischen Abschluss und ermöglichen, die Stoffbahnen annähernd unsichtbar vor den last-abtragenden Bögen mit Abdeckleisten elegant zu klemmen. Auch die Schweißnaht der Einzelbahnen tritt kaum in Erscheinung, da sie den vertikal gespannten Kehl- und Gratseilen folgt. Die Seile haben oben verstellbare Gewindefittings, mit denen sich das starre Gewebe geringfügig nachjustieren lässt. Das Gewebe wurde an den Membranausschnitten konstruktiv verstärkt.
Projektdaten
Bauherr
Textilakademie NRW gGmbH, Mönchengladbach
www.textilakademie.de
Architekt
slapa oberholz pszczulny | sop architekten, Düsseldorf
www.sop-architekten.de
Entwurfs-, Ausführungs- und Genehmigungsplanung,
Werkstattplanung für Seile und Membrane
formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh, Radolfzell
www.form-TL.de
Stahlbaubetrieb
(Werkstattplanung Stahl)
Lamparter GmbH & Co. KG, Kaufungen
www.stahlglas.de
Konfektionär Membrane
Koch Membranen GmbH, Rimsting
www.kochmembranen.de
Montage
Montageservice LB GmbH, Hallbergmoos
www.montage-service.com