Fassaden und Terrassen sicher entwässern

Professionelle Planung für die Entwässerung städtischer Bauten

Die Anforderungen an die baulichen Maßnahmen von öffentlichen Gebäuden zum Schutz gegen eindringendes Wasser in öffentliche Gebäude sind stark gestiegen. Insbesondere am Eingangs- und im Außenbereich unterstützen Entwässerungssysteme den Schutz von Gebäuden, daneben müssen Terrassen, Balkone und Flachdächer nachhaltig vor Witterungseinflüssen geschützt werden. Bewährt haben sich dafür Linienentwässerungssysteme, die den Niederschlag in der Dränschicht abführen.

Der kritische Punkt bei der Entwässerung ist dabei der Übergang vom Gebäude zu Terrasse, Balkon oder Gehsteig. Dies gilt besonders am sensiblen Tür- und Fassadenbereich, wo zu jeder Zeit sichergestellt werden muss, dass keine Feuchtigkeit von außen eindringen kann. Die in der DIN 18195 Teil 5 geforderte Anschlusshöhe für Bauwerksabdichtungen von 15 cm kann gemäß Flachdachrichtlinie durch spezielle Rinnensysteme auf 5 cm reduziert werden. Sie verhindern, dass das Wasser vom Wind an diesen gefährdeten Bereichen hoch gedrückt wird oder sich dort staut. Auch Schnee und Eis sind bei der Planung zu berücksichtigen. Gerade vor Türen tauen Schneeverwehungen wegen der erhöhten Wärmabstrahlung zuerst ab und der Abfluss des Tauwassers wird durch den verbleibenden Schneematsch behindert.

Sicheres Planen bei reduzierter Anschlusshöhe

Generell sollten bei der Planung von barrierefreien Türschwellen alle Erfahrungen genutzt werden, die es für die Reduzierung der Anschlusshöhe von 15 cm auf 5 cm gibt. Grundlage sind die Höhenplanung und die Ausführung des Gefälles. Bei der Ausbildung von barrierefreien Türschwellen handelt es sich um eine Sonderkonstruktion, die von der Planung vorgegeben werden muss. Hier ist eine Entwässerungsrinne zwingend notwendig.

Dafür ist sowohl die Zustimmung des Bauherren als auch die Koordination zwischen Planer und Ausführenden erforderlich. Für die Beurteilung einer geplanten Schwellenausbildung muss die hydraulische Berechnung einer Entwässerungsrinne vorliegen, deren Ausrichtung geprüft und die Hauptwindrichtung berücksichtigt werden. Der schwellenlose Übergang von Gebäuden ins Freie führt oft zu Konflikten mit technischen Vorschriften. Dafür gibt es erprobte Lösungen, die allerdings nicht in allen Punkten richtlinienkonform sind: Durch das Verlegen von äußeren Ablaufrinnen parallel zur Tür kann der Schutz gegen Feuchtigkeit ohne größeren Höhenunterschied zwischen äußerem und innerem Niveau erfüllt werden.

Für die Flächendränage ist ein aufgeständerter Oberflächenbelag mit mindestens 3 cm Freiraum zur horizontalen Entwässerung empfehlenswert. Eine Unterstützung der Kies- oder Splittschicht durch Dränagematten oder Stichkanäle bringt hier bereits eine deutliche Verbesserung. Das planmäßige Gefälle aller Wasser führenden Schichten muss mindestens 2 Prozent betragen und vom Anschlusspunkt abgewandt sein. Die Abdichtung sollte mindestens bis zur Oberkante des Rinnensystems reichen und gegen ein Hinterlaufen gesichert werden.

Bei den Dachabläufen sind mindestens zwei Entwässerungsstellen vorzusehen. Zudem muss die Anschlusshöhe der Abdichtung in Hinblick auf Spritzwasser und Überflutungs­schutz an aufgehenden Bauteilen, Terrassentüren, Durchdringungen und Dachrandab­schlüssen nach Kapitel 5.2 bis 5.5 der geltenden Flachdachrichtlinie geplant werden. Dabei kann auch ein Notüberlauf als zweite Entwässerungsstelle fungieren.

Die Entwässerungsrinne wird nach hydraulischer Berechnung unter Berücksichtigung aller Randbedingungen dimensioniert und über die gesamte Breite quer zur Laufrichtung verlegt. Der Abstand zum Anschluss der Abdichtung darf höchstens 5 cm betragen. Es empfiehlt sich, beidseitig perforierte Rinnenkörper zu verwenden, um Staunässe zu verhindern.

Zur Abdeckung sollten Planer Maschenroste mit der längeren Maschenweite quer zur Laufrichtung verwendet und dabei darauf achten, dass der freie Öffnungsquerschnitt mehr als 50 Prozent beträgt. Die minimale Schlitzweite misst 8 mm. Ein Schmutzvlies unterhalb des Rostes ist in keinem Fall hilfreich, im Gegenteil: Durch ein Verstopfen der Masche verliert das gesamte System seine Funktion.

Die Dichtigkeit der unteren Türanschläge kann mit Hilfe spezieller Gummiprofildichtungen oder Magnettürdichtungen entscheidend verbessert werden. Inklusive Türprofil sollte die Abdichtung mindestens bis zur Oberkante des Rinnensystems reichen und maximal 2 cm hoch sein. Wichtig: Die Abdichtung unbedingt gegen ein Hinterlaufen am Türprofil sichern.

Fassaden- und Terrassenrinnen, die in der Vorplanung richtig dimensioniert wurden, können die verlorengegangene Anschlusshöhe der Abdichtung wiederherstellen. Unter Berücksichtigung aller aufgeführten Randbedingungen ist eine barrierefreie Türschwelle sogar niveaugleich ausführbar. Für einen schnellen und damit kostengünstigen Einbau sorgen vormontierte Rinnenelemente. Sie haben keine losen Einzelteile, sondern ein wirtschaftlich einsetzbares Baukastensystem.

Die Verbindung der Rinnenelemente untereinander erfolgt mittels eines einfachen Steck­systems mit Nut und Feder, das eine zusätzliche Sicherheit bei der Verarbeitung auf der empfindlichen Abdichtung gewährleistet. Zur Sicherstellung einer bestmöglichen Drainage dienen 4 mm seitlich eingebrachte Drainageschlitze, die bis in die untere Abkantung geführt sind.

Herzzentrum Köln: Transparenz auf allen Ebenen

Ein Beispiel für professionelle Fassadenentwässerung ist das neue Herzzentrum der Kölner Unikliniken mit rund 10 000 m2 Nutzfläche. Architektonisches Highlight des mit modernster Medizintechnik ausgestatteten Klinikums: das 20 Meter hohe verglaste Eingangsportal, auf das die Entwässerungslösung individuell abgestimmt wurde.

Der Entwurf von Gerkan, Marg und Partner passt das Fachklinikum ästhetisch an die Universitätsgebäude und die Umgebung an. Der Neubau nimmt die Kammstruktur des vorhandenen Untersuchungs- und Behandlungsbereiches auf und ist über einen gläsernen Verbindungsgang an die Magistrale und die Bestandsbauten angebunden.

Die transparent gestaltete Eingangshalle mit Foyer-Charakter bildet heute das Herzstück des Klinikums. Sie erstreckt sich mit Galerien über alle Geschosse und ermöglicht eine klare Orientierung für Patienten, Besucher und Mitarbeiter – als Basiszentrum mit Aufnahme, Lounge und vertikaler Erschließung. Eine zentrale Treppe und zwei Panoramaaufzüge binden von dort die Obergeschosse an.

Fassadenentwässerung: Hohe Leistung, edle Optik

Die Fassaden- und Terrassenrinne für das gläserne Portal mit hochwertigem Längsstabrost aus Edelstahl erfüllt alle technischen Voraussetzungen, um die großen Glasflächen des Herzklinikums sicher zu entwässern. Sie entspricht optisch dem anspruchsvollen Architekturkonzept und weist gleichzeitig eine hohe Belastungskapazität auf. Gestalterische Vielfalt ist möglich, denn für die Serienbauteile wurde ein individuelles Rostdesign angeboten.

Die in der DIN 18195 geforderte Anschlusshöhe für Bauwerksabdichtungen von 15 cm ließ sich mit dem Spezial-System auf 5 cm gemäß Flachdachrichtlinie reduzieren. Darüber hinaus bot sich die Möglichkeit, einen stufenlosen Übergang von innen nach außen behindertengerecht herzustellen. Für die Sonder­konstruktionen am Kölner Herzzentrum war eine intensive Abstimmung zwischen Planer, Verarbeiter, Auftraggeber und dem Hersteller erforderlich.

In fast allen Fällen der Fassaden­entwässerung konnten allerdings Standardelemente des Rinnenprogramms genutzt werden, was die Planung wesentlich erleichterte. Auch bei der Dachentwässerung der Kinderkardiologie in der zweiten Etage entschied man sich für Längsstabroste aus Edelstahl V2A für die 40 x 40 cm großen Dachabläufe.

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