Frei Otto 100 – The Spirit of Lightweight Construction

Am 31. Mai dieses Jahres hätte der Stuttgarter Architekt, Konstrukteur und Forscher Frei Otto (geb. 1925 in Chemnitz, gest. 2015 in Warmbronn bei Leonberg) seinen 100. Geburtstag gefeiert. 10 Jahre nach seinem Tod und der (posthum erfolgten) Verleihung des renommierten Pritzker-Preises ist Frei Ottos intellektuelles Erbe bedeutsamer denn je: Grund genug, am 5. und 6. Juni 2025 unter dem Titel „Frei Otto 100 | The Spirit of Lightweight Construction“ ein zweitägiges Symposium am legendären ILEK in Stuttgart zu veranstalten.

An der Universität Stuttgart begründete Frei Otto mit dem 1964 eingerichteten Institut für Leichte Flächentragwerke (IL) die „dritte Stuttgarter Schule“ (Anna-Maria Meister, 2025). Obwohl er nie ein obligatorisches Lehrdeputat innehatte, versammelten sich unter dem von ihm und seinen Mitarbeitern als Vorstudie für den Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung von 1967 in Montreal entworfenen Zeltdach Studierende aus der ganzen Welt. Viele der internationalen Studierenden, Gastdozenten und Forscher haben die innovativen Ansätze, die damals am IL entwickelt wurden, später in Projekten umgesetzt und somit in alle Welt getragen und an die nächste Generation weitergegeben.

Auch das IL als Forschungsstandort an der Universität Stuttgart entwickelte sich in den Jahrzehnten weiter: 2001 wurde es anlässlich der von Werner Sobek initiierten Verschmelzung mit dem Institut für Konstruktion und Entwurf II von Jörg Schlaich in ILEK (Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren) umbenannt. Seinem Gründungsgedanken ist das ILEK dabei treu geblieben, die Prinzipien des Leichtbaus weiter zu erforschen. Heute werden hier die Grenzen und Möglichkeiten des ressourceneffizienten Bauens auf immer neue Weise in der materialübergreifenden Synthese zwischen Gestalten, Konstruieren und analytischem Denken ausgelotet. Das Institutsgebäude, das sogenannte Zelt, fasziniert nach wie vor – nicht nur wegen der zahlreichen Modelle und der historischen Ausstattung, sondern auch durch die Präsenz experimenteller Objekte aus den letzten Jahrzehnten.

Was liegt also näher, als anlässlich des 100. Geburtstags von Frei Otto an diesem besonderen Ort zusammenzukommen, um sich über die Relevanz des Leichtbaus im historischen Kontext und in unserer heutigen Zeit auszutauschen? Das ILEK veranstaltet in Kooperation mit dem Institut für Architekturgeschichte (ifag) der Universität Stuttgart am 05. und 06. Juni 2025 unter dem Titel „Frei Otto 100 | The Spirit of Lightweight Construction“ ein zweitägiges Symposium, bei dem renommierte Forschende und Konstrukteure aus vielen Ländern über das Erbe Frei Ottos sowie das Potenzial des Leichtbaus für künftige Generationen diskutieren.

Präsentiert werden neueste Forschungen aus den Bereichen Architekturtheorie, Umwelt-, Bautechnik- und Wissenschaftsgeschichte zu Frei Ottos Umweltverständnis, seiner Lehre und seinem innovativen Einsatz von Modellen im Entwurfsprozess. Zeitzeugen berichten über ihre Erlebnisse mit Frei Otto. Ein weiterer Fokus liegt auf der Frage, wie eine neue Generation von Forschenden die Themen des Leichtbaus neu interpretiert und ihre Inhalte in den aktuellen Diskurs zur nachhaltigen Transformation des Bauens einbringt. Besonders anschaulich wird dies in Stuttgart, wo die beiden von Frei Otto initiierten Sonderforschungsbereiche SFB 64 und SFB 230 die Grundlagen für zwei weitere Forschungsverbünde gelegt haben: das Exzellenzcluster IntCDC „Integrative Computational Design in Construction“ und der SFB 1244 „Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen“.

Im Rahmen des Symposiums wird auch das von Joaquin Medina-Warmburg und Anna-Maria Meis­ter (saai, Archiv für Architektur und Inge­nieurbau) herausgegebene Buch „Frei Otto (1925–2015) – Bauen mit der Natur“ vorgestellt.

Das Symposium ist Teil und Höhepunkt einer 7-tägigen Veranstaltungsreihe, die am Geburtstag von Frei Otto beginnt und die anschließend durch Veranstaltungen zu den Olympiabauten in München und der Multihalle in Mannheim fortgesetzt wird.

Lucio Blandini (ILEK, Universität Stuttgart),

Christiane Weber (ifag, Universität Stuttgart)

www.freiotto100.de

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