Hinweisgeber

Ich gebe es zu: Es hat mich überrascht, dass Vittorio Lampugnani sein Buch bei Klaus Wagenbach herausbrachte. Zugleich fiel mir ein, dass es vor Jahren dort schon ein Buch von ihm gab: „Bedeutsame Belanglosigkeiten. Kleine Dinge im Stadtraum.“ Überrascht, weil der doch eindeutig und immer noch so einigermaßen linke Verlag diesem durchaus konservativ seienden Grand­seigneur der Bauwelt einen Platz unter den Autoren einräumt. Gut, es steht nicht „Rotbuch Verlag“ im Impressum oder auf dem Titel, aber dennoch: Wie findet ein Architekt, Architekturtheoretiker und Autor, Juryvorsitzender (z. B. Humboldt-Forum) zum Klaus Wagenbach? Wie dieser zum Autor?

Es muss das Thema sein, das so aktuell wie vieldiskutiert von linker wie konservativer Seite ganz unterschiedlich geführt wird: Wegwerfarchitektur. Oder nachhaltiges Bauwirtschaften. Da könnte man sich getroffen haben. Und es ist tatsächlich so, dass Lampugnani aus seiner Position des Belesenen die Geschichte des Nachhaltigen aus der Literatur schöpft, gerne auch ein paar Jahrhunderte zurück in unserer Zeitrechnung. Vieles davon haben wir vielleicht alle schon einmal gelesen, doch der Autor fasst zusammen, macht den Überflug, bringt Stichworte, die manchmal durchaus eher Lokalredaktionsniveau haben als einer akademischen Systematik und wissenschaftlichen Begriffewelt zu folgen („Vermummung der Häuser“, „Ja nicht reparieren und ab in die Deponie!“ etc.). Dem Autor, so scheint es, platzt hier und da die Hutschnur, was dem hier zusammengetragenen Wissen, ja auch den direkten Appellen vielleicht einen Bärendienst erweist. Vielleicht aber eben auch das Wagenbach‘sche spielt, spielen muss? Seine teils radikalen Schlussfolgerungen – die er, selbst auch schon einmal als „übertrieben erscheinen“ kommentiert – sind ebenfalls nichts, was wir nicht schon gelesen, gehört, aber bei diesem Autor vielleicht nicht zuerst gesucht hätten. So ist das schmale Bändchen den einen eine Hilfe in den gegenwärtig geführten Debatten zur Zukunft der Bauwirtschaft und damit zur Zukunft von Architektur, Städtebau und Planerinnenzukunft, den anderen ein dezenter Hinweis darauf, dass Schubladendenken zu nichts Gutem führt. Ich arbeite daran, lieber Vittorio! Be. K.