Licht definiert den Raum

Licht ist nicht sichtbar und ohne Licht ist nichts sichtbar. Das ist einfach und komplex zugleich. Licht diktiert, was wir wahrnehmen und wie wir es wahrnehmen. Es beeinflusst unsere Stimmung, unsere Chronobiologie und prägt die Räume, in denen wir uns bewegen.

Licht ist wesentlich. Tageslicht ist für unser Leben und für alles Leben auf der Erde unverzichtbar. Es ist frei verfügbar und hilft uns, intelligent genutzt, nachhaltige Projekte zu entwickeln. Künstliches Licht kann das Tageslicht nicht ersetzen. Es kann nur unterstützen und uns ermöglichen, zu arbeiten, zu lernen, zu kommunizieren und uns sicher zu bewegen, wenn Tageslicht nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung steht. Künstliches Licht ist daher heute nahezu allgegenwärtig und unterstützt unsere Arbeitsprozesse und bereichert unser gesamtes Leben. Ein behutsamer und qualitätvoller Umgang mit Licht ist essenziell.

Eine qualitative Lichtplanung kommt nicht nur dem architektonischen Konzept, der Definition des Raums, den Oberflächen und Materialien zugute, sondern vor allem auch den Menschen. Licht betont, hebt hervor, definiert und leitet.

Lichtplaner*innen arbeiten mit Licht und dessen Reflektion, integrieren es in die Architektur, spezifizieren es für den optimalen Effekt, für eine hervorragende Wahrnehmung und geben dem Raum durch die individuelle Lichtatmosphäre eine besondere Identität.

Gesundheitliche Aspekte, der Einfluss von Licht, Beleuchtungsstärken und Lichtfarben auf den Menschen sind ebenfalls wichtige Planungsparameter.

Licht verbraucht aber auch Energie, nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Herstellung der Produkte werden Ressourcen genutzt und verbraucht. Umso wichtiger ist eine bedarfsgenaue und auf das Projekt abgestimmt Planung, in der nicht mehr Leuchten als nötig eingesetzt werden und diese nach Ablauf ihrer Lebensdauer recycelt und wiederverwendet werden können. Zusammen mit einer bedarfsgerechten Steuerung können so nachhaltige Projekte entstehen, die durch Einbeziehung des Tageslichts einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung des Energiebedarfs leisten können.

Die gültigen Normen allerdings unterstützen bei diesem Ziel nicht. Immer höhere Beleuchtungsstärken werden gefordert. Mehr Licht, mehr Leuchten werden notwendig und daraus resultierend ein höherer Energieeinsatz. Die Industrie macht gerne mit. Zudem führt ein hoher Wartungswert, d. h. die vorsorglich höhere Auslegung der Beleuchtungsanlage, die garantieren soll, dass auch ein drei Jahre altes System noch immer die geforderten Normwerte erreicht, zu Projekten, die in der Inbetriebnahme überbeleuchtet sind. Ebenso führt die in den Normen geforderte Gleichmäßigkeit, d. h. eine möglichst gleichmäßige Beleuchtungsstärke, im Raum zu eintönigen diffus wirkenden Lichtsituationen. Sichtbare Leuchtdichteunterschiede sollen vermieden werden.

Ein atmosphärisches Lichtkonzept aber arbeitet mit Leuchtdichteunterschieden. Eine visuelle Zonierung oder Strukturierung des Raums durch Licht ist nur durch das Spiel und den Wechsel von hellen und dunklen Bereichen möglich. Die Norm berücksichtig auch nicht oder nur wenig (es wird zumindest erwähnt und Reflexionsgrade angegeben), dass die Wahrnehmung wesentlich von dem Licht geprägt wird, das wir sehen, dem reflektierten Licht. Dieses wird durch die Reflexionsgrade bestimmt, durch die Helligkeit der Oberflächen, von denen es reflektiert wird. Weißes Licht auf einer hellen Fläche wirkt hell, dasselbe Licht, dieselbe Beleuchtungsstärke auf einer dunklen Fläche aber wird dunkel erscheinen. Die Raumumgebungsflächen haben also wesentlichen Einfluss auf den Helligkeitseindruck, so ist auch das eine mögliche Optimierung der Licht-situation und der energetischen Effizienz.

Sicher, es gibt Anwendungen, in denen hohe Beleuchtungsstärken und eine hohe Gleichmäßigkeit unabdingbar sind. In vielen Projekten aber sind die überhöhten Beleuchtungsstärken und eine hohe Gleichmäßigkeit nicht erforderlich.

Individuelle und differenzierte, auf das Projekt angepasste Lichtplanung führt zu einer besseren Wahrnehmung und so auch zu einem nachhaltigerem Ergebnis.

So wenig wie möglich und nur so viel wie nötig, das sollte das Motto in der Lichtplanung sein.


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