Neubau am Münsterplatz, Ulm
Eine Geschichte ist zu Ende gegangen: 140 Jahre, nachdem Carl Abt am Ulmer Münsterplatz sein Eisenwarengeschäft gegründete hatte, musste das Kaufhaus, „der „Abt“, mittlerweile in der Hand der Drogeriemarktkette „Müller“, umziehen. Der Grund: Milliardär Erwin Müller wollte neuen Schwung in die 1A-Immobilie bringen, ein Kaufhaus gegenüber dem Münster sollte es sein.
Zu dieser Zeit waren die Sedelhöfe (hier im Heft S. 24ff.), nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt, als Mall längst gescheitert. Neue Investoren setzten dort nun auf Kleinteiligkeit und Funktionsmix und auf Städtebau. Damit war das Kaufhaus am Markt seitens der Stadt gekippt, aus den Kaufhausplänen wurde – mit schließlich knirschender Zustimmung seitens Erwin Müllers – ein Hotel mit Gastronomie und kleinen Verkaufsflächen.
Im Vergleich zu den Sedelhöfen war die Frage der Volumeneinpassung am Münsterplatz (Weichbild) eine komplexere, zumal bis heute nicht abschließend geklärt ist, wie sich der Bestand rings um die Kirche mit dem (noch) höchsten Turm einmal entwickeln wird, ob die Neubauten der Nachkriegszeit dem Rekonstruktionsdruck in deutschen Innenstädten widerstehen werden. Auch unterschiedlich: Während die Bauten der Sedelhöfe neu sind, ist das im Oktober komplett eröffnete Haus am Kirchplatz in großen Teilen in den Bestand gebaut. Der Neubau nutzt umfassend die Stahlbetonkonstruktion seines Vorgängers. Das Volumen an der nördlichen Platzseite hat einen etwa trapezförmigen Grundriss um einen beinahe geschlossenen Innenhof.
Geplant hat den Umbau das Ulmer Büro ankner buchholz architekten. Aus dem traufständigen Kaufhaus hinter klassisch beiger Natursteinplatten-Vorhang-Lochfassade mit loggienerweiterten Wohnungen im Dachgeschoss ist nun ein dreigiebelständiges Hotel mit 159 Zimmern auf fünf Geschossen geworden, dessen einheitliche Putzdecke das Volumen aller, teils deutlich aufgestockter Bauteile fasst und unter der roten Steildachlandschaft (mit PV-Flächen zum Platz!) visuell kompakt macht. Be. K.