Parasite Parking

Potenziale auf 11 m²

Wem gehört die Stadt? Wessen Bedürfnisse spiegeln sich in der Gestaltung des Raumes wider und wem wird der Zugang verwehrt? Diese Fragen rund um den öffentlichen Raum prägen die Arbeit des Künstlers Jakob Wirth, der an der Schnittstelle von Kunst, Aktivismus und Soziologie agiert.

Text: Anna Kaltwasser

Ein Parkplatz wird zur offenen Bühne und damit zum Gemeinschaftsort
Foto: Johannes Rau

Ein Parkplatz wird zur offenen Bühne und damit zum Gemeinschaftsort
Foto: Johannes Rau

Die Installation „Parasite Parking“ von Jakob Wirth und Alexander Zakharov ist eine Intervention im öffentlichen Raum, die eine multifunktionale, als Parkplatz getarnte Plattform nutzt. Ihre Elemente lassen sich für verschiedenste Nutzungen umgestalten und können sowohl Wohnraum, Bühne, Café, Hotel als auch vieles andere werden. Die Installation erobert somit eine Fläche zurück, die bisher ­allein dem Auto vorbehalten war und aktiviert diese für unterschiedliche, gemeinschaftliche Nutzungen.

Parkflächen prägen das Antlitz der Stadt und nehmen in Berlin mittlerweile ein Fünftel der Verkehrsfläche ein. Als Grenze zwischen privat und öffentlich, zwischen Bleiben und Weggehen, der Mobilität von gestern und den klimafreundlicheren Alternativen von morgen, gehören sie zudem zu jenen Orten, an denen die zukünftige Stadt ausgehandelt wird.


Ein Pkw-Parkplatz nimmt ca. 11 m² Stadtraum ein. Die Installation „Parasite Parking“ erobert diesen wertvollen Raum zurück
Foto: Jakob Wirth

Ein Pkw-Parkplatz nimmt ca. 11 m² Stadtraum ein. Die Installation „Parasite Parking“ erobert diesen wertvollen Raum zurück
Foto: Jakob Wirth

Ziel von Jakob Wirths Aktionskunst ist, diesen Raum für eine gemeinwohlorientierte Nutzung zurückzufordern und Möglichkeiten ihrer Nutzung nicht nur denk-sondern auch erfahrbar zu machen. Indem Parasite Parking in den Alltagsraum eindringt, die Fläche des Parkplatzes umfunktioniert und auf ihm Raum für Begegnung und Austausch eröffnet, wird ihr bisher ungenutztes Potenzial für eine partizipativere Stadtgestaltung der Zukunft offensichtlich. „Parasite Parking ist ein Parasit der Parkplätze, der sich tarnt und versucht, diese Flächen anders zu nutzen und neue Imaginationen zu erzeugen”, sagt Jakob Wirth.

Der Künstler Jakob Wirth kocht in seiner Installation auf einer Parkfläche vor dem ­Bethanien in Berlin
Foto: Johannes Rau

Der Künstler Jakob Wirth kocht in seiner Installation auf einer Parkfläche vor dem ­Bethanien in Berlin
Foto: Johannes Rau


Auch wenn Parkflächen, wie alle Flächen der Stadt,  zunehmend Gegenstand von Gentrifizierung und Kommerzialisierung sind, können sie zugleich als Nischen für emanzipatorische Praktiken verstanden werden. Parasite Parking besetzt eben diese Nische und zielt darauf, ihr subversives Potenzial zu erforschen.


Parasite Parking

Jakob Wirth ist Künstler, Aktivist und angewandter Soziologe, der sich in seiner Arbeit auf den öffentlichen Raum konzentriert. Er wählt seine künstlerische Sprache prozesshaft und je nach Kontext und Thema, mit dem er arbeitet. Sie reicht von Performance Art, Installationen, Video, social practice und direkten Guerilla-Interventionen.

insta: wunderparking, jak_wirth
www.parasite-parking.net

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