Tageslicht im Museumsbau

Die Integration von Tageslicht in Museen spielt eine entscheidende Rolle für die Präsentation und Wahrnehmung von Kunstwerken. Dabei gilt es, architektonische, konstruktive, konservatorische Aspekte in Einklang zu bringen. Die Nutzung von  Tageslicht birgt jedoch ebensoviele Herausforderungen wie Vorteile.

Als man in den 1950er- und 1960er-Jahren die schädigende Wirkung von UV-Strahlung auf Ausstellungsstücke erkannte, wurden Museen nur noch künstlich beleuchtet. Heute ist der Einsatz von Tageslicht im Museumsbau wichtiger denn je. Denn natürliches Licht bietet zahlreiche Vorteile, darunter die Schaffung einer einladenden Atmosphäre, die Verbesserung der Farbwahrnehmung und die Reduzierung des Kunstlichtbedarfs.

Architektur und Licht

Museumsbauten gelten als Königsdisziplin für Architekten. Sie erlauben große Gestaltungsfreiheit, erfüllen vielschichtige Funktionen und stellen häufig ein repräsentatives Statussymbol dar. Im Wettstreit um die spektakulärsten Museumsbauten nimmt die Architektur nicht selten eine ebenso wichtige Rolle ein wie die Kunst. Und manchmal stellt sie diese sogar in den Schatten. Ob staatliches Großprojekt oder private Sammlung – das Ziel moderner Museumsarchitektur ist neben dem Verwahren und Präsentieren von Ausstellungsstücken immer auch, besondere Besuchererlebnisse zu schaffen.

Das Zusammenspiel von Raum und Licht vermittelt zwischen Besucher und Kunstwerk. Licht wirkt dabei nicht nur visuell auf uns, sondern auch emotional. Nicht zuletzt trägt der Sehkomfort wesentlich zur Qualität des Ausstellungserlebnisses bei. Besondere Bedeutung hat hier das Tageslicht. Es verbessert die allgemeine Wahrnehmung von Kunst, indem es Farben, Texturen und Oberflächen von Exponaten hervorhebt. Die natürliche Belichtung ist heute daher ein wesentliches Element bei der Konzeption von Museen. Sie sorgt für ein harmonisches Ambiente und wirkt sich positiv auf die Stimmung der Besucher aus.

Lichtplanung und Kunstwahrnehmung

Eine bewusste Lichtführung mit strategisch platzierten Fenstern, Oberlichtern und Lichtschächten ermöglicht es, die Intention der Künstler zu unterstützen und die emotionale Wirkung der Kunstwerke zu verstärken. Natürliches Tageslicht garantiert die optimale Wiedergabe von Farben, denn das Licht der Sonne enthält das komplette Lichtspektrum. Für eine authentische Präsentation der Ausstellungsstücke sind daher professio­nell geplante Tageslichtlösungen das Mittel der Wahl. Eine individuelle Planung, die Architektur, Außenraum, Licht und die Art der Exponate berücksichtigt ist dabei unabdingbar. Daher sollten Architekten und Lichtdesigner eng mit den Kuratoren oder Kunsthistorikern zusammenarbeiten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Die Präsenz von Tageslicht im Ausstellungsraum schafft nicht nur eine angenehme Atmosphäre, sondern unterstützt auch die Orientierung der Besucher. Tageslicht fördert eine Verbindung zur Außenwelt und bringt Lebendigkeit in den Raum. Dies kann die Aufenthaltsqualität erheblich steigern, was sich positiv auf das Besuchererlebnis auswirkt – und im Idealfall auf die Besucherzahlen.

Nicht zuletzt spielt die Kombination mit künstlichem Licht eine wichtige Rolle bei der Gestaltung faszinierender Museumserlebnisse. In manchen Museen ist diese Mischung gewünscht, um besondere Inszenierungen zu realisieren. Doch auch bei Projekten, bei denen das Tageslicht von Anfang an im Fokus steht, wird je nach Tageszeit und in den Abendstunden elektrisches Licht benötigt – häufig um Fluss und Streuung des Tageslichts nachzuahmen. Eine ganzheitliche Lichtstrategie umfasst also sowohl die richtige Dosierung des Tageslichts als auch den Einsatz von Kunstlicht.

Tageslicht – Vorteile und Nachteile

Die Tageslichtnutzung ist ein zentraler Aspekt nachhaltigen Bauens. Eine optimale Ausnutzung des natürlichen Lichts senkt den Bedarf an Kunstlicht und damit die Energiekosten. Moderne Tageslichtsensoren ermöglichen eine automatische Anpassung der künstlichen Beleuchtung an die vorhandene Tageslichtmenge. Diese Technologien verbessern die Gesamtbilanz eines Museums und tragen zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Langfristig kann ein nachhaltiger Ansatz bei der Lichtplanung auch die Betriebskosten senken und der geringere Technikeinsatz Ressourcen schonen.

Trotz der vielen Vorteile bringt der Einsatz von natürlichem Licht auch Herausforderungen mit sich. So ist die potenziell schädliche Wirkung von Tageslicht auf Kunstwerke ein zentrales Thema in der Lichtplanung für Museen. Hohe Beleuchtungsstärken und der hohe Blauanteil im Lichtspektrum können Exponate schädigen. UV-Strahlung kann Farben verblassen und Materialien zerstören. Daher ist es wichtig, dass Museen effektive Strategien zur Kontrolle und Dämpfung des Tageslichts implementieren. Professionelle Lichtplanung ist auch hier entscheidend, um das Tageslicht sinnvoll und sicher in die Ausstellungsräume zu integrieren. Ebenso ist ein wirkungsvoller Blendschutz wichtig, um den Komfort der Besucher zu gewährleisten.

Isolierglas zur Tageslichtplanung

Lichtstreuende Verglasungen verhindern übermäßige direkte Sonneneinstrahlung und fördern eine gleichmäßige Lichtverteilung im Raum. Sie tragen maßgeblich dazu bei, die spezifischen Anforderungen an die Präsentation unterschiedlichster Kunstwerke zu erfüllen. Eine bewährte Lösung zur effektiven Tageslichtnutzung bieten die lichtstreuenden Isoliergläser von Okalux. Diese Gläser streuen das Tageslicht gleichmäßig ins Gebäudeinnere und sorgen für eine angenehme, lebendige Atmosphäre. Darüber hinaus bieten sie einen sehr guten UV-Schutz und eignen sich somit auch für empfindliche Ausstellungsstücke. Die als 2-fach- oder 3-fach-Isolierverglasung ausgeführten Okalux-Elemente verfügen über eine transluzente, lichtstreuende Kapillareinlage im Scheibenzwischenraum. Sie streuen das Tageslicht tief in den Raum und ermöglichen eine gleichmäßige, schlagschattenfreie Ausleuchtung bei guter Farbtreue.

Kapillarsysteme zur Tageslichtnutzung

Die besonderen lichtstreuenden Eigenschaften der Okapane-Einlage ermöglichen ein optimal gleichmäßiges, schlagschattenfreies Licht im Innenraum. Für besonders empfindliche Exponate ist eine Kombination mit speziellen UV-Schutzgläsern problemlos möglich. Eine Verbesserung der Wärmedämmung durch höhere Einlagedicken führt zu keiner nennenswerten Reduktion der Lichttransmission. Die Kapillareinlagen eignen sich zudem bestens für Anpassungen an verschiedenste Geometrien, etwa runde Verglasungen.

Bauen mit Licht

Eine individuelle Lichtplanung ist entscheidend, um die spezifischen Anforderungen an die Beleuchtung in Museen zu erfüllen. Diese Planung berücksichtigt die verschiedenen Lichtempfindlichkeiten der Exponate und die räumlichen Gegebenheiten. Durch maßgeschneiderte Lichtkonzepte und den Einsatz innovativer Glaslösungen lassen sich sowohl ästhetische als auch konservatorische Anforderungen optimal erfüllen.

Museum Tate St Ives, England

Das Museum Tate St Ives in Cornwall erhielt 2017 eine Erweiterung, die sich harmonisch in die Küs­tentopografie einfügt. Der von Jamie Fobert Architects entworfene Neubau beherbergt Ausstellungsflächen und Ausbildungs-Ateliers. Der 600 m² große, stützenfreie Ausstellungsraum wird mit sechs großen Oberlichtern beleuchtet. Um das spezifische Licht der Küstenlage optimal zu nutzen, wurde eine 3-fach-Isolierverglasung mit Kapilux WS eingesetzt. Die Kapillarplatten in den Scheibenzwischenräumen sind speziell für Dachverglasungen konzipiert. Durch die schräg zum Glas gestellte Kapillarachse wird der direkte Einfall von Sonnenlicht in den Raum verhindert. In Kombination mit der weißen Einfärbung der Kapillare ergibt sich ein sehr guter Sonnen- und Blendschutz. Der Bedarf an Kunstlicht wird durch die Oberlichter ­signifikant gesenkt, was auch zur Energieeffizienz des Museums beiträgt.

Chau Chak Wing Museum, Australien

Ein weiteres Beispiel für die gelungene Integration von Tageslicht in die Architektur ist das Chau Chak Wing Museum in Sydney, gestaltet vom Architekturbüro Johnson Pilton Walker. Der 2020 eröffnete Neubau vereint die verschiedenen Sammlungen der Universität Sidney unter einem Dach. Das Gebäude besteht aus einem Betonkubus, der auf einem Sockel aus sandsteinfarbenen Betonfertigteilen ruht. Eine 14 m lange Auskragung schützt die Ausstellungsräume und das darunter liegende Café vor direkter Sonneneinstrahlung. Im Inneren beeindruckt das großzügig gestaltete Atrium, das eine helle und einladende Atmosphäre vermittelt und die verschiedenen Geschosse miteinander verbindet. Der Großteil der Räumlichkeiten ist unterirdisch angelegt, sodass den Oberlichtern eine besondere Bedeutung zukommt: Die quadratischen, 1 580 x 1 580 mm großen Isoliergläser verfügen über speziell angepasste Transmissionswerte, die optimalen UV-Schutz bieten. Darüber hinaus sorgt die 3-fach-Verglasung für eine signifikante Reduzierung des Energieverbrauchs. Durch die Tageslichtnutzung verringert sich der Bedarf an künstlicher Beleuchtung. Diese Aspekte trugen dazu bei, dass das Chau Chak Wing Museum entsprechend der Green Star-Bewertung des Australischen Nachhaltigkeitszertifikats GBCA fertiggestellt wurde.

Fazit

Die Lichtgestaltung in Museen wird durch das Zusammenspiel vieler Parameter wie Baustil, Raumproportionen, Farbgebung, Präsentation und die Art der Exponate bestimmt. Dabei kann Tageslicht heute wieder eine zentrale Rolle spielen, wenn die Planenden die Lichtempfindlichkeit der Exponate, die energetischen Ziele der Bauherrenschaft sowie den Anspruch der Besucher an den Komfort der Lichtsituation im Blick behalten. Wer mit Tageslicht im Museumsprojekt planen möchte, sollte daher früh und integrativ mit den Kuratoren und geschulten Lichtplanern zusammenarbeiten und dabei Materialien setzen, die Blendfreiheit, UV-Schutz und Flexibilität in der Planung ermöglichen und dabei auch die energetischen Ziele unterstützen.

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