Werner Sobek, Caspar Schmitz-Morkramer
Eigentlich ein Generationending, so wollte es scheinen, und als neugieriger Mensch hatte man gehofft, es würde dann, bei allem Respekt, auch so etwas Reibungsvolles, Kontroverses. Beide Architekten hatten jeder gerade ein Buch veröffentlicht, beide in der Absicht, diesem weitere folgen zu lassen. Prolog auf beiden Seiten.
Diese publizistische und diskursive Ausgangssituation ergriff die Stuttgarter Gestaltungsinitiative aed beim Schopf und lud Werner Sobek, einen der weltweit zurzeit einflussreichsten Bauingenieure, und Caspar Schmitz-Morkramer, Architekt und Büroinhaber von caspar.architects, zu einer Vortragsveranstaltung ins Literaturhaus Stuttgart ein. Das Haus war voll, manche Gäste mussten stehen. Waren auch sie wegen der Kontroverse gekommen? Der Büchertisch jedenfalls bot das Zuverhandelnde, ob im Anschluss signiert wurde, war nicht auszumachen, doch vereinzelt wurde.
Werner Sobeks „non nobis“ ist bereits in der vierten Auflage. Ob das der Prominenz des Autoren oder dem Grundsätzlichen geschuldet ist, von dem der Architekt/Ingenieur hierin ausgeht, kann man wohl beides nur mit „vermutlich“ beantworten. Zwei Bände sollen, ja werden folgen, diese werden dann näher an das heranrücken, was Caspar Schmitz-Morkramer in seinem „Der Nachhalt. Prolog“ bereits versuchte: Stellung zu beziehen. Zweifel am eigenen Handeln äußern, ob es reiche, so oder so zu bauen.
Werner Sobek hat sich in dem „non nobis“ auf das scheinbar sichere Terrain der Wissenschaftlichkeit seiner Betrachtung zum Bauen in der nächsten Zukunft zurückgezogen, Caspar Schmitz-Morkramer auf das, was er erfährt, was er darüber denkt – bekennenderweise sehr subjektiv. Dass er hier durchaus widersprüchlich agiert – nach allem Spekulieren über das richtige Tun folgen Architekturprojekte, die dieses Zweifeln ganz offensichtlicht ausblenden – macht es nachvollziehbar, dem eigenen Nachdenken nahe.
Die Diskrepanz, die sich hier zwischen dem Nachdenken und Sprechen über ein zukünftiges Bauen auftut, fand in der Abendverstaltung leider keinen Widerhall, dieses Potenzial wurde nicht gehoben. Vielleicht auf einer Folgeveranstaltung in einem erweiterten Rahmen? Vielleicht erst auch, wenn „non nobis“ aus dem, was ist, erste Handlungsempfehlungen ableitet. Im Augenblick kann man noch spektulieren, was der Meister denn nun meint mit alledem. Wir bleiben dran! (Das Widersprüchliche der Publikationen ist – hoffentlich! – gut nachvollziehbar nachzulesen in den jeweiligen Rezensionen, in den DBZ-Heften 7/8 und 10 | 2022) Be. K.