Wohnen im Spinnereipark, Kolbermoor
In Kolbermoor wurden die denkmalgeschützten, historischen Bauten der Alten Spinnerei in den vergangenen Jahren behutsam saniert und revitalisiert. Zusammen mit den neuen Nutzungen wie Quest Forum, Lofthäusern und Wohnen am Rosengarten ist ein attraktiver Anziehungspunkt im Zentrum der Stadt entstanden. Westlich schließt der Spinnereipark an, der wiederbelebt wurde nun als vielfältig nutzbares Erholungsgebiet zur Verfügung steht. Die Symbiose aus Altem und Neuem bietet mit einer modernen, zukunftsfähigen Bebauungsstruktur für eine gemischte Nutzung aus Wohnen, Gewerbe und Gastronomie ein lebendiges Quartier zum Leben und Arbeiten.
Neuer Stadtbaustein im Spinnerei-Areal
Das städtebauliche Konzept sieht eine Wohnnutzung mit zwei Gebäudetypen aus fünf Y-Häusern – benannt nach ihrer geometrischen Grundrissform – und vier Conradty-Häusern vor. Sie fügen sich behutsam in die leicht bewegte Topografie der verkehrsfreien Parklandschaft ein, die zwischen den Gebäuden hindurchgeführt ist und eine Zonierung in private und öffentliche Flächen ermöglicht. Durch die vier bis sechs Geschosse ergibt sich eine spielerisch modulierte, zu den Rändern nach Osten und Westen hin abnehmende Höhenentwicklung. Während die Y-Häuser sich in die gewachsene Struktur und den Baumbestand des Parks integrieren, bilden die Conradty-Häuser zur nördlich verlaufenden Conradtystraße und zur Bahnlinie den vor Lärm schützenden Rücken.
Gebäudetypen für optimale Wohnbedingungen
Die Y-Häuser wurden als Solitäre geplant, um die Qualitäten im Park bestmöglich zu nutzen. Jedes Haus ist so platziert, dass der Baumbestand erhalten werden konnte und sich optimale Blickbeziehungen zu den Alpen, zum Park mit Weiher und zu den historischen Gebäuden der Alten Spinnerei ergeben. Die fünf- bis sechsgeschossigen Baukörper von Behnisch Architekten entwickeln sich aus einem massiven Kern, der sich zu den Enden der Y-Arme visuell auflöst und durch die differenzierte Anordnung der Balkone eine Verzahnung mit der Landschaft erreicht. Die Grundrissform ermöglicht jeder Wohnung eine dreiseitige natürliche Belichtung und höchstmögliche Flexibilität für eine je Nutzer individuelle Grundrissgestaltung. Als Erweiterung des Wohnbereichs schieben sich die Balkone in jedem Geschoss nach außen, bieten mit raumhohen Fenstern zusätzliche private Freiräume und erlauben so ein „Wohnen in der Natur“. Die Schlafbereiche nach Norden und Osten nutzen das indirekte Licht, während Küche und Arbeitszimmer nach Süden und Westen zur Tages- und Abendsonne orientiert sind.
Markante Fassaden mit situativer Materialität und Farbigkeit
Charakteristisches Merkmal der Fassade sind die prägnanten horizontalen Bänder der Balkonbrüstungen mit den offenen, verglasten Bereichen im Wechsel mit der eher geschlossenen Holzfassade. Sie ist mit frei angeordneten, verschieden großen quadratischen Holzfenstern gegliedert, während die weißen an- und absteigenden Brüstungen der weit ausladenden, zueinander versetzten Balkone und Terrassen den Gebäuden eine bewegte Erscheinung verleihen. Materialien, Farbigkeit und Haptik der besonderen Umgebung finden sich in der Lochfassade mit sägerauer, vorvergrauter Holzschalung aus unterschiedlich erdig-braunen und silbernen Farbtönen wieder. Im Innern kontrastiert die Farbpalette des Laubs in warmen, grün-gelblichen Farbtönen mit Eichenholz, Sichtbeton, weißen Putzflächen und dem weißen Stahlgeländer. Die farbige Akzentuierung des Bodens ist gleichzeitig Leitfunktion und Identifikationsmerkmal und steht für die Eigenheit jedes einzelnen Hauses.
Im ersten Bauabschnitt wurden zwei der fünf Y-Häuser errichtet. Sie entsprechen dem KfW 55 Standard, die Conradty-Häuser der aktuellen ENEV. 2015 erhielt die Anlage das DGNB-Vorzertifikat in Gold. Die Fertigstellung erfolgt in weiteren vier Bauabschnitten bis ca. 2025.
Bauherr: Quest Spinnereiwald GmbH & Co. KG
ArchitektInnen: Behnisch Architekten, München, www.behnisch.com
Studie: 2011
Planung und Fertigstellung: 2015-2019 (1. Bauabschnitt)
BGF: 8.020 m²
BRI: 23.730 m³
Adresse: Conradtystraße 2 und 3, Kolbermoor