Zwischen den Fronten
Der Palast der Republik ist längst weggeräumt und sein Ort überbaut: Wo vorher ein Schloss stand, ragte für zwei Jahrzehnte ein Volkskulturhaus auf, dessen ideologische Prägung natürlich Emotionen mitschwingen ließ, die auch heute noch spürbar sind: Sympathie oder Ablehnung. Das Stück deutsch-deutscher Geschichte ist nun durch ein (Schein-)Schloss ersetzt, doch längst nicht weg. Der PdR lebt in Erinnerungen, in wissenschaftlicher Forschung, in intellektueller Kulturreflexion und ideologiekritischer Antihaltung weiter; er ist tatsächlich Gegenwart.
Manche Relikte des PdR sind im Schlossneubau präsent, die meisten – auch durchaus große Relikte – verschwinden in der Megaschau der ethnologischen Sammlungen, die den Kern der ehemaligen Kaiserreich-Repräsentation bilden.
Die vorliegende Arbeit – eine Ergänzung zur gerade laufenden Ausstellung im Schloss – geht nun den Emotionen nach, den Geschichten, aber auch den historisch belegbaren Umwandlungs- und Auslöschungsarbeiten, die die wiedervereinigte Bundesrepublik Deutschland am PdR exemplifizierte. Mit Interviews, Essays und atmosphärischen Bildstrecken nähern sich die Herausgeber dem verschwundenen Ort und schaffen tatsächlich etwas, das zwischen den ideologisch aufgeladenen Fronten steht: ein vielgestaltiges Bild von Bau- und Kulturgeschichte. Eine trotz mancher Lücken (anonyme Spender) sehr wesentliche Arbeit zum Thema, finanziert vom Bauherrn, dem Bund. Be. K.