120.000.000.000 Euro reichen
dena-Studie ermittelt Finanzierungsbedarf für klimaneutralen öffentlichen Gebäudebestand bis 2045 23.09.2024Die Öffentliche Hand soll bei Klimaschutz und Gebäudesanierung vorangehen, dabei waren die Kosten für eine Transformation zum klimaneutralen öffentlichen Gebäudebestand bisher unklar. Die dena beziffert die notwendigen Investitionen bis 2045 auf rund 120 Milliarden Euro. Um dies Ziel zu erreichen ist eine gezielte Weiterentwicklung von Finanzierungsoptionen notwendig.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat aktuell die Studie „Fit für 2045 (Teil 2) veröffentlicht (s. Anlage unten). Titel: "Investitionsbedarf für die Transformation öffentlicher Nichtwohngebäude – Notwendige Investitionen für einen klimaneutralen öffentlichen Gebäudebestand und mögliche Finanzierungsansätze“. Die Studie benennt erstmalig den konkreten Finanzierungsbedarf für die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude in Deutschland auf ein klimaneutrales Niveau bis 2045. Die Kosten allein für eine entsprechende Energieverbrauchssenkung belaufen sich auf 120 Milliarden Euro, das entspricht 6 Milliarden Euro pro Jahr. Mit 4 Milliarden Euro entfällt die größte finanzielle Belastung auf Deutschlands Kommunen, da die meisten öffentlichen Gebäude in kommunalem Eigentum sind.
dena Energiewende-Kongresses am 11. und 12. November 2024 im bcc Berlin Congress Center
Foto: Benedikt Kraft
Kosten und Wirtschaftlichkeit in zwei Szenarien ermittelt
Die Studie stellt für elf Gebäudetypen in zwei Szenarien jeweils die energiebedingten Mehrkosten den erzielbaren Energiekosteneinsparungen gegenüber. Basis für diese Wirtschaftlichkeitsberechnung ist ein Vergleich zwischen dem aktuellen Sanierungsgeschehen und dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2045. Untersucht wurden auch mögliche Finanzierungsansätze.
dena Energiewende-Kongresses am 11. und 12. November 2024 im bcc Berlin Congress Center
Foto: Benedikt Kraft
Das „Business as Usual“-Szenario (BaU-Szenario) bildet das aktuelle Sanierungsgeschehen mit einer Sanierungsrate von rund einem Prozent und einer Sanierungstiefe gemäß Gebäudeenergiegesetz-Mindeststandard ab: Im Ergebnis zeigt sich, dass Deutschland seine Klimaziele im Gebäudebereich in diesem Szenario deutlich verfehlen würde.
Das zweite Szenario ist das „Ziel“-Szenario: Es nimmt für das Erreichen der Gebäudesektorziele gemäß Klimaschutzgesetz eine deutlich höhere Sanierungsrate von 4 Prozent und eine Sanierungstiefe gemäß Effizienzgebäude-Standard (EG 40) an. Mit den dafür anfallenden energiebedingten Mehrinvestitionen von 120 Milliarden Euro könnten bis 2045 45 Milliarden Euro Energiekosten eingespart werden. Rund 20 Jahre später würde sich die Investitionssumme durch die Einsparungen amortisiert haben.
Wirtschaftlichkeit verschiedener Wärmeerzeugungsarten
Für elf repräsentative Typgebäude wie Verwaltungsgebäude oder Schulen wurde jeweils differenziert für unterschiedliche Wärmeerzeugungsarten die Wirtschaftlichkeit der Sanierung auf GEG-Mindeststandard und EG-40-Standard betrachtet. Im Ergebnis zeigt sich, dass über die rechnerische Lebensdauer der Maßnahmen die Sanierung auf EG 40 selbst ohne Förderung wirtschaftlich sein kann.
Bestehende Finanzierungsinstrumente weiterentwickeln
Der Investitionsbedarf und die lange Amortisationszeit werfen jedoch die Frage auf, woher die erforderlichen Anreize und finanziellen Mittel kommen. Die Studie nennt dazu 20 Finanzierungsinstrumente und evaluiert sechs davon detailliert: Eigenkapital, Fremdkapital, Energieliefer-Contracting, Intracting, Energiespar-Contracting und Klimaschutz-Contracting. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass bereits heute Umsetzungsgeschwindigkeit und -tiefe von energetischen Sanierungen erheblich gesteigert sowie Skalierung, Bündelung und Standardisierung erreicht werden können, indem externe Dienstleister privates Know-how einbringen, Umsetzungs- und Betriebsrisiken übernehmen sowie Ergebnis- und Einspargarantien geben, wie z. B. beim Energiespar-Contracting (ESC).
Fit für die Zukunft?! Sanierung Technisches Rathaus Bielefeld (2010-2014, Arch.: Müller Reinmann, Berlin)
Um Stückwerk zu vermeiden, sollten solche Instrumente laut Studie gezielt weiterentwickelt und dabei eng mit Finanzierungsmodellen verzahnt werden. Auch neue Finanzierungsmodelle sollten erprobt werden, so dass sich am Markt ein Spektrum an Lösungen entwickeln kann. Zudem lohnt sich ein Neudenken der Schuldenbremse, die Verbesserung von Rahmenbedingungen für Kapitalgeber und das Bewusstsein, dass öffentliche Gebäude ein attraktives Anlageportfolio darstellen.
Energiewende-Kongress
"Finanzierung" ist auch ein Thema des diesjährigen dena Energiewende-Kongresses, der am 11. und 12. November unter dem Motto "Zukunftswährung Klimaschutz" stattfindet. Die Bundesminister Dr. Robert Habeck und Klara Geywitz eröffnen die beiden Kongresstage mit Keynotes. Erwartet werden über 1.200 hochkarätige Teilnehmerinnen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Anmeldungen ab sofort.