Bund verliert Vertrauen in Förderverein
Neue Bundesstiftung soll die Schlossrekonstruktion in Berlin sicherstellen 22.01.201880 Millionen Euro sind eigentlich nichts; gemessen an den Summen, über die zur Zeit auf jeder Pressekonferenz, in jedem Sitzungssaal, an jedem Stammtisch diskutiert wird. Und glaubte man Herrn von Boddien, seines Zeichens Schlosswiederbelebungsinitiator und Chefspendensammler für die Wiederherstellung einstmals vorhandener Fassaden, sind 80 Millionen Euro tatsächlich einzusammeln. Und zwar pünktlich bis zum Aufbaubeginn.
Gebetsmühlenartig wiederholte der Mann mit Schlossträumen - die demnächst ja wahr werden -, dass das Spendenaufkommen demnächst rasant die nötigen Steigerungen erfahren werde, leider muss Boddien in gleicher Weise wiederholend von dem immer gleich bleibenden ersten Sammelergebnis sprechen; irgendwas von 8 bis 17 Millionen, hier kommt es darauf an, wie gerechnet wird.
Zu wenig, zu unsicher, zu undurchsichtig. Jetzt macht jedenfalls der Bund das wahr, was er schon länger ankündigte, offenbar hat er die Geduld mit dem Förderverein Berliner Schloss verloren, dessen Vorsitzender der ehemalige Landmaschinenhändler von Boddien ist. Es sei vorgesehen, die Gründung einer Bundesstiftung für das Berliner Stadtschloss bereits in der kommenden Woche auf den Weg zu bringen. Die Stiftung soll bis Anfang Juli mit ihrer Arbeit beginnen. Sie wird Bauherrin bei dem 552-Millionen-Euro-Projekt sein und auch die Spenden sammeln, die Herr von Boddien dem Bund fest zugesagt hatte. Zwar wies eine Sprecherin des Bundesbauministeriums am gestrigen Mittwoch, dass es keine "Konkurrenz" zum Förderverein, sondern eine "Ergänzung" geben werde, doch der Kurs des Bundes ist klar: Kommt der Förderverein nicht auf die zugesagte Summe, wird der Bund einspringen (müssen).
Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, über die neue Stiftung könne der Bund die Spenden der privaten Initiativen entgegennehmen und das Engagement ergänzen, indem er selbst Spenden einwerbe. "Damit schaffen wir maximale Transparenz und Effektivität in den Entscheidungen", betonte er.
Der Bau des Stadtschlosses soll 2010 nach den Entwürfen des italienischen Architekten Franco Stella beginnen und bis 2013/2014 abgeschlossen sein. Einen Teil der 40 000 Quadratmeter Nutzfläche des Humboldt-Forums wird neben der Humboldt-Universität und der Zentral- und Landesbibliothek die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit den außereuropäischen Sammlungen nutzen. Das teilweise kriegszerstörte Stadtschloss war 1950 auf Anweisung der damaligen DDR-Machthaber gesprengt worden.
Jetzt kann das Schloss aber wirklich Wirklichkeit werden, dem deutschen Steuerzahler sei Dank! Be. K.