Humboldt Forum häppchenweise
Am 14. September 2019 sollte es eröffnen, das Humboldt-Forum in Berlin. Der 14. September 2019 ist der 250. Geburtstag des Schlossprojekt-Namensgebers Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt. Ob das aber klappt? Man könnte dran zweifeln, hoffen möchte man es nicht. Denn klar ist, dass möglicherweise der Schlossbau im Großen und Ganzen fertiggestellt ist – zurzeit kann man auf der Nordfassade in Ausschnitten die Fassadenoberfläche bestaunen. Oder auch: sich vor dieser bildhaft konkreten Fälschung fürchten. Ganz sicher aber wird das Ausstellungskonzept, wird der Inhalt des Forums – Unterhaltung, Gastronomie und Bildung – noch nicht fertiggestellt sein können. Die Staatsministerin für kulturelle Belange, Monika Grütters (CDU), deutete aktuell an, dass es auch in Etappen ginge.
Wenn man ehrlich wäre, geht es auch gar nicht ums Humboldt Forum. Die Gruppe einflussreicher Männer um Wilhelm von Boddien möchte in hilfloser Weise Geschichte umschreiben: Ohne das Schloss sei alles nichts, so von Boddien in einem Interview 2003. Wieso eigentlich? Da sich die Deutschen mit neuen Schlössern aber nicht leicht tun, musste etwas von reiner Aufklärung in den riesigen, auf echtbarock gemachten Kas-ten hinein: Alexander von Humboldts Forscherseele. Die, aber das war in seiner Zeit kaum anders möglich, deutlich chauvinisti-sche Flecken hatte (Hochkultur vs. indigene Exotik). Weil nun offenbar niemand ein umfassendes Kulturkonzept für den Schlossinhalt hat (mit Blick auf die lange Projektzeit verwunderlich), nimmt die Kritik zu, in den Schlosshallen auch Raubkunst zu zeigen. Provenienzforschung? Ja, aber viel zu langsam. Und: Mit welchen Konsequenzen? Das Risiko, hier demnächst Gegenstände zu zeigen, deren Erwerbswege zumindest unklar sind, ist groß angesichts des Termindrucks.
Vielleicht sollten wir doch ganz unbefangen das bejahen, was die von Boddiens von Anfang an und bis heute fordern: das Schloss in seiner ganzen, also auch innenräumlichen Pracht. Den Ort der Aufklärung finden wir dann da, wo weniger Oberflächenversessenheit herrscht, als da, wo gerade eine Wunde überbetoniert wird. Be. K.