Fassadensymposium 2011

120 Fachleute diskutierten nachhaltige Gebäudehüllen

Wie grün ist grün? Was sagt die Industrie, was steuert die Forschung zu der aktuellen Diskussion bei? 120 internationale Experten und Expertinnen blickten am 25. November 2011 aus verschiedenen Blickwinkeln auf „Grünes Bauen“. Die 6. Ausgabe der Fassadenkonferenz wurde vom Forschungsschwerpunkt ConstructionLab am Fachbereich Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur der Hochschule Ostwestfalen-Lippe organisiert.

Das Symposium beschäftigte sich mit Fragen der Nachhaltigkeit und der ökologischen Bewertung von Gebäuden und Fassaden. Wann ist ein Gebäude grün? Welchen Einfluss hat das Thema Energie auf unsere Architektur? Label gibt es auch in diesem Bereich genügend, um dem Nutzer Qualität im Sinne der Energieeinsparung zugänglich zu machen.

Derzeit richten sich die meisten Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit aus. Doch häufig werde bei Verkaufsgesprächen nicht die Frage definiert, wie viel Energie man braucht, um einen Dämmstoff herzustellen und ihn nach dem Gebrauch zu entsorgen, sondern lediglich die möglichen Einsparungen während der Nutzungsdauer, kritisierte Symposiumsorganisator Prof. Dr. Ulrich Knaack (Hochschule OWL). „Auch wenn die Herstellung dieses Dämmstoffes unter Aufwendung hoher Mengen an Energie stattgefunden hat und seine Entsorgung oder sein Recycling nach dem Gebrauch fragwürdig ist. Dabei muss es doch um die Gesamtbetrachtung gehen!“

Sind grüne Produkte nur ein Trend für das Marketing eines Bauproduktes? Dann müsste bald schon der nächste Trend folgen. Das Symposium „Super Green“ beschäftigte sich genau mit diesem Spannungsfeld: wie viel Grün ist richtig, welche Energiediskussion müssen wir führen, wenn wir uns mit einer Gebäudehülle beschäftigen und was benötigen wir zu Herstellung wirklich. „Es geht um eine kritische Position zu einem wesentlichen Thema, das nicht zu einem Vermarktungsinstrument degradiert werden darf“, forderte Knaack.

„In Deutschland wollen wir immer alles 150-%ig machen, aber vielleicht sollten wir mit kleinen Schritten in den bestehenden Gebäuden anfangen“, sagte Prof. Dr. Uta Pottgiesser von derHochschule OWL, ebenfalls Organisatorin des Symposiums. Des Weiteren forderte sie, die Bauordnung in Deutschland zu verändern. Dort seien lediglich Sicherheitskriterien aufgeführt, keine Qualitätskriterien. Aufgenommen werden müssten jedoch auch Kriterien zur Lebensqualität und zum Innenraumkomfort. Nach einer europaweiten Direktive werden bis 2018 nahezu Null-Energie-Gebäude gefordert, die mindestens 20 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien deckten. Statt jedoch wenige Häuser zu bauen, die dieser verschärften  Energieeinsparungsverordnung genügten, sollten die bestehenden Gebäude energetisch verbessert werden, so Pottgiesser.

Das Fassadensymposium ist auch jährlicher Treffpunkt des Europäischen Fassadennetzwerks,das 2009 in Detmold gegründet wurde. Ihm gehören als Kooperationspartner an die Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur, die TU Delft, die Hochschule Luzern, die University of Bath und die Universität des Baskenlandes in San Sebastian. Vertreter dieser Institutionen trafen sich bereits am Vorabend des Fassadensymposiums zu einer Diskussion, die von Studierenden der Hochschule OWL aufgezeichnet wurde.

Das jährlich stattfindende Symposium bringt Experten und Expertinnen, Studierende, Unternehmen und Planer zusammen, die ihre Kenntnisse über Integriertes Planen ausweiten wollen. Innovative Fassadentechnologien basieren auf kreativer, interdisziplinärer und prozessorientierter Teamarbeit der teilnehmenden Planer, um sachgerecht umgesetzt zu werden und um zur Entwicklung energie- und ressourcenschonender Bauweisen beizutragen.

Internet: Fassadensymposium

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