Laubenganghäuser in die Welterbe-Liste?
Forschungsprojekt rekonstruiert Urzustand der Laubenganghäuser des Bauhaus-Direktors von 1928 bis 1930 Hannes Meyer 22.01.2018In den kommenden Tagen entscheidet die UNESCO über die Aufnahme der Dessauer Laubenganghäuser in die Welterbe-Liste. Die fünf Häuser verwirklichte das Bauhaus unter der Leitung des Schweizer Architekten und damaligen Bauhaus-Direktor Hannes Meyer 1929/30 in Dessau-Törten. Wegen ihrer Bedeutung für die Geschichte der Moderne und des Bauhauses hat das Kulturstaatsministerium für diese Bauten und die ebenfalls von Hannes Meyer entworfene Bundesschule des ADGB in Bernau die Aufnahme ins Weltkulturerbe beantragt.
Zudem widmet sich seit Ende 2016 ein Forschungsprojekt unter Leitung von Philipp Oswalt, Professor für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel und 2009 bis 2014 Leiter der Stiftung Bauhaus Dessau, diesen Zeugnissen der Architekturgeschichte. Das Projekt soll nicht nur den Entwurfsprozess der Laubenganghäuser offenlegen und neue Erkenntnisse über die Bauhauspädagogik geben, sondern auch soweit wie möglich den Ursprungszustand der Bauten rekonstruieren.
Exemplarisch für den Ansatz „Wohnung für das Existenzminimum“ stehen die Laubenganghäuser auch neben den klassischen weißen Bauten von Walter Gropius für eine Haltung und das Schaffen am Bauhaus. Zudem stellen sie einen wichtigen Schritt in der Architekturausbildung dar, da die Bauten als Kollektivarbeit in einer „vertikalen Brigade“ gemeinsam mit den Studierenden und weiteren Bauhauslehrern wie Ludwig Hilberseimer und Anton Brenner geplant und realisiert wurden. Hannes Meyer (1889-1954) leitete das Bauhaus von 1928 bis 1930 als Nachfolger von Walter Gropius und Vorgänger von Ludwig Mies van der Rohe.
Philipp Oswalt betont: „Während etwa die Bauten von Walter Gropius in den letzten Jahrzehnten minutiös erforscht wurden, ist das Wissen zu den Laubenganghäusern bislang gering. Dabei sind sie ein wichtiges Zeugnis in der Verknüpfung von Lehre, Forschung und Praxis am Bauhaus.“ Erste Erkenntnisse des Forschungsprojekts zeigen, dass die Laubenganghäuser „ein Schlüsselwerk für das Bauhaus unter dem Direktorat von Meyer“ sind, so Philipp Oswalt weiter. „Andere bekannte Projekte wie die Volkswohnung und die Bauhaustapete sind mit ihnen verbunden, insofern stellen sie eine Essenz des Bauhausschaffens unter Meyer dar.“
Das Vorhaben wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 300.000 € finanziert und durch die Wohnungsgenossenschaft Dessau eG, die Denkmalpflege und die Stiftung Bauhaus Dessau begleitet. Es kam auf Anregung der Wohnungsgenossenschaft Dessau eG als Eigentümerin der Bauten und damaliger Auftraggeberin zustande. Beteiligt sind neben Philipp Oswalt Prof. Dr. Andreas Schwarting, Professur für Baugeschichte und Architekturtheorie, Hochschule Konstanz, und Prof. Thomas Will, Professur für Denkmalpflege und Entwerfen, Technische Universität Dresden.