Buchrezension

Hannes Meyers neue Bauhauslehre


Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Foto: Benedikt Kraft / DBZ
Er war und ist immer noch einer, den man im Bauhausjubeljahr nicht so gerne nach ganz vorne ziehen möchte: Hannes Meyer. Gerne hängen ihm seine Kritiker damals (wie heute) den Marxisten als Label um den Hals, doch das wäre nur das Klischee vom Lehrer, der mit Walther Gropius und Mies van der Rohe einer der drei Direktoren des Bauhauses war.

In den 1960er-Jahren fragte die ZEIT in einem Beitrag über Meyer: "Wer hat Angst vor Hannes Meyer?" und zitierte doch einen Verleger, der sich dafür rechtfertigte, nicht einen kompletten Briefwechsel abgedrukckt zu haben. Rechtfertigte sich mit dem Schluss, dass es wesentlich höflicher sei, etwas fortzulassen, als alles zu schreiben. Zum Beispiel, dass Meyer dem Verleger " eine zwielichtige Figur" sei, "für einen arrivierten Spießbürger". Und der "Pseudokommunist" hätte durchaus auch "mit den Nazis paktiert [...], falls diese ihn akzeptiert hätten."

So gab es in der Vergangenheit immer eher eine ideologische Auseinandersetzung um den zweiten Direktor, als eine inhaltliche. Und die wurde nun versucht. In dem vorliegenden Band aus der Bauwelt-Fundamente-Reihe "Hannes Meyers neue Bauhauslehre" schreiben vielleicht 35 AutorInnen über die unterschiedlichen Bauhausinhalte, die Meyer beeinflusste oder von denen er beeinflusst war. Es gibt Artikel zum Proletarischen in der Lehre, zu den verschiedenen Werkstätten, zur Programmatik Meyers ebenso, wie es verschiedene Texte Meyers gibt, die hier abgedruckt sind.

Es gibt den Blick externer, den der Schüler. Wir machen die Reise mit nach Moskau und Mexiko. Ob das alles, das im Einzelnen tief schürft und durchaus neue Erkenntnisse fördert, am Ende zu einem Gesamtbild der Meyer-Ära zusammengebogen werden kann? Wer unvorbereitet in diese Geschichte eintaucht, kann sie als Kulturgeschichte lesen. Wer das Bauhaus schon besser kennt, erweitert seinen Horizont um wesentliche Aspekte. Wer schon ziemlich tief drin steckt im Bauhaus-Jahr und seinem Subjekt, der wird sich fragen können, ob Hannes Meyer nicht doch der Spießer war, der in uns allen steckt, die wir von Avantgarde schreiben und immer auch ein kleines bischen uns selbst damit meinen! Lesenswert in jeder Hinsicht ... Aber Vorsicht: Die günstige Klebebindung versagt bei der Buchrückenstärke und dem vielleicht zu dicken Papier! Bauhaus halt?! Mit Personenregister. Be. K.

Die Publikation wird am 25. April 2019, ab 19 Uhr im Forum Neues Frankfurt (Hadrianstraße 5, Frankfurt am Main) vorgestellt. Anwesend ist der Herausgeber des Buchs, der Publizist Thomas Flierl. Der Eintritt ist frei, es gibt Apfelwein und Brezeln.

Hannes Meyers neue Bauhauslehre. Von Dessau bis Mexiko. Hrsg.v . Philipp Oswalt. (=Reihe:Bauwelt Fundamente 164). Birkhäuser, Basel 2019, 560 S., zahlr. sw-Abb., 29,95 €, ISBN 978-3-0356-1735-1

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