Bauhaus halt?!

Er war und ist immer noch einer, den man im Bauhausjubeljahr nicht so gerne nach ganz vorne ziehen möchte: Hannes Meyer. Vielfach hängen ihm seine Kritiker damals (wie heute) den Marxisten als Label um den Hals, doch das wäre nur das Klischee vom Lehrer, der mit Walter Gropius und Mies van der Rohe einer der drei Direktoren des Bauhauses war.

So gab es in der Vergangenheit immer eher eine ideologische Auseinandersetzung um den zweiten Direktor als eine inhaltliche, doch die wird in dem vorliegenden Band nun versucht. 35 AutorInnen schreiben hier über die unterschiedlichen Bauhausinhalte, die Meyer beeinflusste oder von denen er beeinflusst war. Es gibt Artikel zum Proletarischen in der Lehre, zur Anthroposophie, es geht um interne Richtungsstreitigkeiten, um die Position und Zukunft der zahlreichen Werkstätten unter dem einen Bauhausdach. Es finden sich zahlreiche Texte von Bauhäuslern über Meyer, wie es den Meyertext „Bauhaus und Gesellschaft“ gibt.

Es gibt den Blick Externer und den der Schüler. Wir reisen mit nach Moskau und Mexiko.

Ob das alles, das im Einzelnen tief schürft und durchaus neue Erkenntnisse fördert, am Ende zu einem Gesamtbild der Meyer-Ära zusammengebogen werden kann? Wer unvorbereitet in diese Geschichte eintaucht, kann sie als Kulturgeschichte lesen. Wer das Bauhaus schon besser kennt, erweitert seinen Horizont um wesentliche Aspekte. Wer schon ziemlich tief drin steckt im Bauhaus-Jahr und seinem Subjekt, der wird sich fragen können, ob Hannes Meyer nicht doch der Spießer war, der in uns allen steckt, die wir von Avantgarde schreiben und immer auch ein kleines bisschen uns selbst damit meinen! Lesenswert in jeder Hinsicht. Aber Vorsicht: Die günstige Klebebindung versagt bei der Buchrückenstärke und dem vielleicht zu dicken Papier! Bauhaus halt?! Mit Personenregister. Be. K.

Hannes Meyers neue Bauhauslehre. Von Dessau bis Mexiko. Hrsg.v . Philipp Oswalt. (=Reihe Bauwelt Fundamente Nr. 164). Birkhäuser, Basel 2019, 560 S., zahlr. sw-Abb.,
29,95 €, ISBN 978-3-0356-1735-1
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