Heidelberger Schloss mit neuem Besucherbistro von Max Dudler
Nach dem Neubau des Besucherzentrums (2011) zwischen Sattelkammer und Gärtnerhaus übergab Max Dudler im April 2017 das neue Besucherbistro in der historischen Sattelkammer 22.01.2018Mehr als eine Mio. Besucher pilgern jährlich zum Heidelberger Schloss hinauf. Die Meisten nehmen bequem die Bergbahn. Nur einige gönnen sich den Aufstieg zu Fuß durch kleine Gassen und auf geschwungenen Nebenpfaden – vorbei an flaggenbestückten Herrenhäusern korporativer Verbindungen.
Die Touristen kommen, um sich ein bedeutendes Renaissancebauwerk anzusehen. Die Heidelberger, um die Aussicht über ihre traditionsreiche Universitätsstadt und den Freigang im nicht fertig gewordenen und dennoch großen Schlossgarten zu genießen. Von dem einst als weitläufiges Terrassenspiel gedachten Landschaftsprojekt zeugen heute noch mächtige Stützmauern aus dem 13. Jahrhundert.
Entlang einer jener Stützmauern, am Eingangsportal zu Schloss und Garten, liegt ein Grundstück, auf dem ein Gärtnerhaus und die unter Friedrich V. errichtete Sattelkammer stehen. Hierfür hatte Max Dudler 2009 ein überzeugendes, neues architektonisches Gesamtkonzept vorgelegt. Zwei Jahre später, 2011 stellte Max Dudler den ersten Teil seines neuen Ensembles fertig – das Besucherzentrum zwischen Sattelkammer und Gärtnerhaus – und übergab im April 2017 das neue Besucherbistro, das in den Bestand des Sattelhauses mit seinen 2 m dicken Sandsteinmauern sensibel eingesetzt worden war.
Beeindruckend ist das Raumvolumen von ca. 27 x 12 x 9 m, das durch den Abriss der Einbauten aus den 80er-Jahren wiederhergestellt ist und mit Terrazzoboden, Akustikdecke und einer raumhohen Lamellenwand aus Kirschholz verkleidet ist. Hinter den hölzernen Akustiklamellen finden die Besucher die Toilettenräume, während alle Nebenfunktionen des Bistros im turmartigen Anbau untergebracht sind.
Das Raumvolumen der ehemaligen Sattelkammer steht im Vordergrund und gäbe es nicht Tische, Stühle und Theke im Raum – Eigenentwicklungen des Architekturbüros –, würde man sich in der großen Leere noch kleiner vorkommen. Wobei genau das an diesem Ort richtig erscheint – vervollständigt man vor dem inneren Auge die Ausmaße der ruinösen Schlossbestandteile und des einst geplanten Landschaftsgartens, sind die damals gewählten Raummaße einfach andere, als die der gewohnten Stadthäuser unten am Neckar. M. S.