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Internationale Sommerschule am Bauhaus Dessau vom 21. bis 30. Juli 2010, Dessau

Der von Martin Wagner 1932 organisierte Wettbewerb „ Das wachsende Haus“  verstand  „Wachsen“ als „natürliches Bauen“, dass in Zeiten des schroffen Wechsels zwischen Krise und Konjunktur eine mögliche Strategie der Anpassung bot. Das Thema hatte einen radikalen Wandel der Wohnungsbaupolitik nach den „goldenen zwanziger Jahren“ zum Hintergrund: Der Weltwirtschaftskrise folgte eine Krise der Bauwirtschaft, der Wohnungsbau sank auf ein Drittel dessen herab, was in den zwanziger Jahren noch realisiert werden konnte. Die Wohnungsnot entlud sich am Stadtrand- in Lauben und Gartenhäuschen. Dem Wettbewerb  schloss sich eine Ausstellung von Musterhäusern an, die Lösungen für das Bedürfnis der Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen nach einem eigenen Heim boten, das flexibel genug war, sich veränderten ökonomischen Bedingungen und dem ständigen Wandel in der Familienstruktur  anzupassen sowie zugleich mit minimalen Ressourcenaufwand auszukommen.

Die globale Krise der Finanzmärkte 2008 hatte international nahezu vergleichbare Auswirkungen; der Kollaps der Immobilienbranche brachte viele überschuldete Hausbesitzer in eine ausweglose Lage. Erneut wurde die Fragilität einer auf Spekulation basierenden Stadtentwicklung deutlich. Zudem haben sich mit veränderten Mobilitätsoptionen- und Flexibilitätsanforderungen die Wohnverhältnisse massiv verändert. Neue Kombinationen von Sesshaftigkeit und Mobilität, Migration und Wohnen sind zu beobachten, die mit veränderten Raumnutzungen und Raumansprüchen einhergehen.

Diese Entwicklungen kann man in Dessau gut besichtigen, der Bauhausstadt, die in den zwanziger Jahren ein Schauplatz innovativer Experimente des sozialen Wohnungsbaus war. Heute ist Dessau nicht nur von Abwanderung und Schrumpfung sowie dem damit verbundenen Wertverlust des Immobilienmarktes betroffen, sondern hat mit neuen national und transnational orientierten Institutionen auch eine mobile Bevölkerungsschicht, die zwischen den großen Zentren Berlin, Leipzig, Hamburg oder Frankfurt und der großen Kleinstadt hin- und herpendelt. Studenten, Akademiker,  Hochschullehrer, Beamte, Kulturschaffende, Künstler, Asylsuchende, Arbeitsmigranten und Pendelarbeiter bestimmen die größer werdende Zahl an Dessauern, ohne dass sie hier einen festen Wohnsitz haben.

Die zweite internationale Sommerschule lädt junge Studierende verschiedener Disziplinen zu einem Ideenwettbewerb vor Ort ein, in dem ausgehend vom „Wachsenden Haus“ 1932  in vier Themen Phantasien für ein Multilokales Wohnen in Dessau entworfen werden:  Gartenlaube XXL, Coach Surfing, Boarding homes und Internationale Platte.

Weitere Informationen: Kosten für Studenten: 300 € (inkl. Unterkunft), Anfragen und Anmeldung unter summerschool@bauhaus-dessau.de
Internet: www.bauhaus-dessau-summerschool.de

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