Keine Leere im leeren Museum
Ehemaliges Museum am Ostwall. Ausstellung noch bis 1. Februar 2015 in Dortmund 22.01.2018Im Jahr 2010 zog das seit 1911 bestehende Museum am Ostwall in das sanierte Dortmunder U um. Im Altbau präsentiert derzeit Muc Petzet, 2012 verantwortlich für den Deutschen Pavillon auf der Bienale von Venedig noch einmal sein damaliges Konzept „Reduce, Reuse, Recycle“. Es ist eine Hommage an das Gebäude, bei dem es selber zum Exponat wird. Von Robert Mehl, Aachen
Lange Zeit galt das Dortmunder Museum am Ostwall als die Neuerrichtung eines völlig zerstörten Vorgängerbaus. Dabei hätte man in den 1950er Jahren lediglich die ursprüngliche Kubatur beibehalten. Noch heute steht das fälschlicherweise auf der bronzenen Tafel im daran angrenzenden Museumspark. Doch Sonja Hnilica vom Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Architektur (GTA) an der TU Dortmund hat in ihren Forschungen nachgewiesen, dass der heutige Bau in weiten Teilen nur eine Instandsetzung der ersten großen Gebäudeumnutzung von 1911 ist. Damals war der Bau von einem Oberbergamt in ein Museum umgebaut worden. Schon zu der Zeit erhielt der vorhandene Innenhof sein heutiges Glasdach, das lange Jahre als Nachkriegszutat galt. Die Fensteröffnungen hingegen mit ihren gerundeten Stürzen stammen sogar noch aus der Zeit davor, von 1872. Lediglich der ursprüngliche Mittelrisalit wurde in der Nachkriegsversion vermieden, um potentiell faschistische Andeutungen zu vermeiden.
Mit dem Umzug der Kunstsammlung in das Dortmunder U wurde der Altbau obsolet. Da sich kein Nachnutzer fand, beschloss die Stadt zunächst, das Grundstück einem Investor zu überlassen, der alles abreißen und einen Altenstift errichten wollte. Dagegen formierte sich jedoch rasch Widerstand, zu denen auch Professor Wolfgang Sonne, Leiter des GTA zählt. Er setzt sich dafür ein, dass der ehemals museale Bau fortan als Archiv für Baukunst genutzt wird.
Namhafte Mitstreiter
Ebenfalls für den Erhalt dieses Altbaus setzt sich die Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 ein. Für eine kleine aber feine Ausstellung, die leider nur bis zum 1. Februar 2015 läuft, konnte sie Muc Petzet gewinnen, der hier noch einmal Auszüge seines 2012er Architekturbienale-Konzeptes zeigt. Der ehemalige Kurator des Deutschen Pavillons hatte auch seine damalige Ausstellung mit „Reduce, Reuse, Recycle“ überschrieben und damit die Wahrnehmungsveränderung in der Architektur thematisiert. Generell geht es ihm darum, durch minimal-invasive Eingriffe bestehende Bauten umzunutzen und eben diese minimale Veränderung zu einem formalen Thema zu machen. Treffend analysiert er, dass „der Wert eines Objektes immer im Auge des Betrachters liegt“ und es nur geeigneter Strategien bedürfe, diese Wertschätzung bewusst zu lenken. Man müsse die Wahrnehmung gezielt steuern, damit der Betrachter die gezeigte Ästhetik anders, nämlich positiv bewerte.
Das ehemalige Museum am Ostwall ist für ihn ein Paradebeispiel, indem er einerseits seine Inhalte zeigt, es gleichzeitig aber auch als ein allerdings begehbares Exponat definiert. So werden die erläuternden Texte in jeweils unterschiedliche Farben dargestellt: Die roten Zeilen auf den Wänden weisen auf die Baugeschichte des Hauses hin, die weißen Texte auf dem Fußboden erläutern hingegen die geschosshohen Bilder der Ausstellung.
„Leer“ heißt nicht ungenutzt
Wirklich bemerkenswert ist die Nutzungsintensität des nominell „ungenutzten“ Ortes. Die Ausstellung läuft deshalb so kurz, weil schon im Februar ein länger angemeldetes Projekt hier aufgebaut wird. Auch früher konnten die aktuellen Ausstellungsmacher nicht hinein, weil andere Veranstaltungen noch andauerten. Tatsächlich scheint es einen nicht zu unterschätzenden Bedarf an kostengünstigen und dazu geeigneten Ausstellungsflächen zu geben. Wäre das nicht eine tolle Nachnutzung für den Bau? Ihn einfach so zu erhalten und zu nutzen wie er ist?
Ehemaliges Museum am Ostwall,
Ostwall 7, 44135 Dortmund
Noch bis 1. Februar 2015
Öffnungszeiten:
Do 11–20 Uhr
Fr–So 11-18 Uhr
Sonderöffnung für Veranstaltungen und Führungen nach Absprache.
Tel.: +49 209 319810
www.stadtbaukultur.nrw.de
Eintritt frei.